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Lesezeit 120 Minuten / Lars Buchwald / 05.12.2025

Die versteckte Geschichte hinter jedem Schloss

Vom Tüfteln zum Durchbruch: Die vergessene Evolution der Schlösser

Manchmal überrascht mich, wie wenig wir über die Dinge wissen, die uns jeden Tag schützen. Schlösser, die wir kennen, wirken banal. Schlüssel rein, auf- oder abschließen, fertig. Aber hinter jedem Schloss steckt eine Geschichte, die spannender ist als alles, was man im Alltag vermuten würde. Menschen, die vor Jahrhunderten tüftelten, scheiterten, wieder anfingen, und nebenbei die Basis gelegt haben für alles, was wir zum Thema Schloss und Schlüssel heute kennen und nutzen. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man ein Muster:

Jede Erfindung war eine Antwort auf ein Problem.

Barrons Zuhaltungssystem. Bramahs Versuch, Angriffe auszuschließen, indem er die Mechanik komplexer machte. Chubbs Detektor, der Einbrecher verriet, bevor sie überhaupt Erfolg hatten. Klingt nach Technik, aber eigentlich erzählt es uns Geschichten von Misstrauen, Einfallsreichtum und dem ständigen Wettlauf zwischen Schutz und Angriff. Und genau da wird es spannend. Denn viele dieser alten Mechaniken findet man heute noch in moderner Form. Manche Schwachstellen sind geblieben. Andere wurden clever gelöst. Wieder andere zeigen, wie kreativ Menschen werden, wenn etwas unbedingt sicher und zuverlässig sein soll. Wenn Sie wissen möchten, wie aus diesen historischen Ansätzen das wurde, was wir heute in der Hand halten, oder besser in unseren Türen steckt, dann lesen Sie weiter. Die Vergangenheit erklärt mehr, als man glaubt. Und sie zeigt, warum unser Bedürfnis nach Sicherheit nie stehenbleibt und sich permanent weiterentwickelt.

1778 – 1805

Zwischen 1778 und 1805 änderte sich die Welt rasant. Revolutionen, Umbrüche und neue Ideen überall. Genau in dieser Zeit machten auch die „neuen Schlösser“ einen großen Sprung nach vorn. Zum Beispiel 1778 setzte Robert Barron den ersten Impuls mit seinem Zuhaltungssystem. 1784 zog Joseph Bramah nach und entwickelte eine Mechanik, die Angriffe fast ausschließen sollte. 1805 brachte Abraham Stansbury das doppeltwirkende Stiftzuhaltungssystem, ein weiterer großer Schritt in Richtung moderner Sicherheit. Während draußen politische Machtspiele tobten, arbeiteten diese Erfinder an etwas Dauerhaftem: dem Versuch, Sicherheit berechenbarer und vor allem verständlicher zu machen. Wer die Wurzeln moderner Schließtechnik sucht, findet sie genau hier.

Robert Barron (1778)

Bezeichnung: Hebel-Zuhaltungsschloss
Kategorie: Zuhaltungsschloss
Erfinder: Robert Barron aus England.
Er ließ sich 1778 ein Patent dafür unter der Nummer GB1200 eingetragen und ist bis heute in vielen Tür- und Tresorschlössern im Einsatz. 

Aktuelle Schlösser dieses Typs 

Typen die heute vom Barron-Hebelprinzip abstammt:
• Britische Hebel-(mortice)-Schlösser
• Tresor-/Safe-Hebelschlösser Sie sind direkte Nachfahren des Hebel-Zuhaltungsprinzips und werden heute noch weitverbreitet eingesetzt.
• Einfachere Tür- und Kastenschlösser 

Lockpicking
• Ausnutzung großer Fertigungstoleranzen oder deutlich fühlbarer Hebelbewegungen. (Picking)
• Bypass-Umgehungsgeräte um die mechanischen Teile zu umgehen. (Picking)
• Direkte physische Zerstörung von Mechanik oder Befestigung. (Zerstörung) 

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Werkzeuge + Bypass bei schlechter Montage (schnell, sicher, universell wirksam).
Mittleres Risiko: Mechanische Manipulation / Decodiermethoden bei großen Toleranzen. 

Erkenntnisse
Die größten Gefährdungen kommen nicht durch das Manipulieren allein, sondern meist von physischer Zerstörung und von Schwachstellen im Einbau/Beschlag.

Joseph Bramah (1784)

Bezeichnung: Mehrzuhaltungsschloss
Erfinder: Joseph Bramah (13. April 1748 – 9. Dezember 1814) war ein englischer Erfinder und Ingenieur. Er erfand 1784 das sogenannte Bramah-Schloss.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Typen die heute vom Bramah-Hebelprinzip abstammt:
• Bramah Locks Ltd. (London) - produziert bis heute Schlösser fast identisch mit dem Originalprinzip.
• Abus Diskus / Abus Granit Plus / Abloy Protec2
• Motorrad- und Hochsicherheits-Vorhängeschlösser (z. B. Kryptonite, Oxford, Trelock) – nutzen Wafer- oder kombinierte Scheiben-/Schieber-Systeme.

Lockpicking
• Zerstörende Werkzeuge & Hebelangriffe
• Bypass/Entfernen durch mangelhafte Montage
• Gezieltes Bohren/fräsen bei fehlendem Bohrschutz.
• Feinmanipulation bei schlechter Fertigungsqualität (Picking)
• Elektronische Angriffe — falls Elektronik vorhanden, bzw. verbaut

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende (Hammer, Meißel, Winkelschl.)
Bypass / Umgehung (Angriff an Beschlag/Rahmen)
Mittleres Risiko: Gezieltes Bohren / Fräsen / Zug / Abreißen
Geringes Risiko: Feinmanipulation / Decodieren

Erkenntnisse
Selbst ein einfaches Schloss kann sehr widerstandsfähig sein, wenn Toleranzen, Härtung und Montage stimmen. Die Hauptgefahr entsteht durch rohe Gewalt. Radiale Wafer- und Disk-Schlösser sind extrem präzise, aber anfällig gegenüber physischen Angriffen, wenn sie keine Bohr- oder Hebelsicherung haben.

Abraham (Abe) Ogier Stansbury (1805)

Bezeichnung: doppeltwirkende Stiftzuhaltungsschloss
Erfinder: Abraham O. Stansbury erhielt 1807 das Patent auf ein doppeltwirkendes Stiftzuhaltungsschloss („double-acting pin tumbler lock“). Die Stifte mussten von beiden Seiten gleichzeitig korrekt ausgerichtet werden. Dadurch entstand ein deutlich höherer Manipulationsschutz als bei früheren einfachen Stiftzuhaltungen.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Stansbury gilt damit als Wegbereiter für moderne Pin-Tumbler-Systeme, auch wenn die heute bekannte Form später von Linus Yale Jr. perfektioniert wurde. Direkte Stansbury-Schlösser gibt es nicht mehr, aber das Grundprinzip findet sich in modernen Varianten wieder: Spezialformen von Doppel-Stiftkernen Gegendrückende Pins oder zweiseitig arbeitende Zuhaltungen in komplexeren Profilen Hochsicherheitszylinder, die mehrere Ebenen oder Richtungen der Stiftbewegung kombinieren

Lockpicking
• Ausnutzung von großen Fertigungstoleranzen Stifte saßen oft nicht perfekt symmetrisch. Die beiden Wirk-Ebenen ließen sich manchmal nacheinander statt gleichzeitig beeinflussen.
• mechanisches Feedback (z. B. leichtes Nachgeben, Blockieren, Reibung), um zu erkennen, welche Seite bereits in Position war. So ließen sich die Ebenen indirekt voneinander trennen.
• Abnutzung Mit der Zeit entstanden kleine Spielräume. Diese konnten dazu führen, dass die doppelte Aufgabe faktisch auf eine einfache reduziert wurde.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende (Hammer, Meißel, Winkelschl.) Bypass / Umgehung (Angriff an Beschlag/Rahmen
Mittleres Risiko: Gezieltes Bohren / Fräsen / Zug / Abreiße
Geringes Risiko: Feinmanipulation

Erkenntnisse
Das doppeltwirkende Stiftzuhaltungssystem war ein historischer Fortschritt, aber aus heutiger Sicht kein Hochsicherheitsmechanismus mehr. Der größte Schutz entstand damals durch die geforderte Gleichzeitigkeit beider Stiftseiten – ein Konzept, das gegen primitive Werkzeuge effektiv war, aber bei modernen Prüf- und Manipulationstechniken klar an Grenzen stößt.

1818 – 1857

Zwischen 1818 und 1857 wurde Sicherheit neu gedacht. Industrialisierung, technische Experimente und stark wachsende Städte, alles wurde komplexer, auch die Methoden, Schlösser anzugreifen und zu überwinden. Genau in diesem Umfeld sprudelten die neuen Ideen der Erfinder nur so. Sicherheit sollte besser werden. 1818 brachte Jeremiah Chubb sein Detektorschloss: ein Mechanismus, der Manipulation nicht nur erschwerte, sondern verriet und erkennbar machte. Ein cleverer Schritt in einer Zeit, in der Werkzeug und Wissen leichter verfügbar wurden. 

1829 folgte Alexandre Fichet mit dem Pumpenschloss, radikal anders, präzise, seiner Zeit weit voraus. 1857 setzte James Sargent in den USA ein Zeichen mit seiner Kombinationstechnik und öffnete die Tür zu einer neuen Ära mechanischer Sicherheit. Diese Jahre markieren den Punkt, an dem Schlösser nicht mehr nur reagieren, sondern aktiv überwachen und auch kontrollieren. Eine Entwicklung, die deutlich zeigt, wie eng Technik und gesellschaftlicher Wandel zusammenhängen.

Jeremiah Chubb (1818)

Bezeichnung: Detektor-Schloss (Mehrzuhaltungsschloss)
Kategorie:
Erfinder: Jeremiah Chubb entwickelte ein Mehrzuhaltungsschloss mit integriertem Detektormechanismus. Das Besondere daran: Wenn jemand versuchte, die Zuhaltungen zu manipulieren, löste das Schloss automatisch einen „Detektorzustand“ aus. Dann ließ sich der Riegel nicht mehr bewegen – selbst mit dem richtigen Schlüssel, bis der Besitzer das Schloss wieder zurücksetzte. Damit wurde nicht nur Manipulation erschwert, sondern Manipulationsversuche wurden sichtbar.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Chubbs System ist ein direkter Vorläufer moderner Lever Lock / Mehrzuhaltungsschlösser. Auch heutige hochwertige Tresorschlösser basieren teilweise weiterhin auf diesem Grundprinzip.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Chubb-Modelle hatten gelegentlich größere mechanische Toleranzen: Einzelne Zuhaltungen konnten minimal unterschiedlich reagieren. Bei Serienstreuungen ließ sich manchmal erkennen, welche Platte zuerst Kontakt gab. Das reduzierte die eigentliche Sicherheit des Systems, weil der Angriff nicht mehr als einheitliche Bewegung behandelt werden musste.
• Mechanisches Feedback Trotz Detektor gab es bei manchen Modellen subtile mechanische Rückmeldungen: leichtes Klemmen mikroskopisches Nachgeben Reibungsmuster an den Hebeplatten
• Über Jahre Abnutzung im Betrieb

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko Zerstörende Angriffe mit Hammer / Meißel / massive Schlagwerkzeuge Winkelschleifer / Trennwerkzeuge Aufbrechen des Schlosskastens
Mittleres Risiko: Teilzerstörende Angriffe mitteles Bohren der Zuhaltungsstapel (wenn keine Hartmetallbarrieren eingesetzt sind). Fräsen des Kastens oder Riegelkanals Ziehen / Abreißen bei ungeschützter Montage. Geringes Risiko: Feinmanipulation

Erkenntnisse
Das Chubb-Detektorschloss war einer der stärksten Manipulationsschutz-Mechanismen seiner Zeit. Sein Kernvorteil war nicht nur, dass Manipulation schwerer wurde, sondern dass sie automatisch erkannt und sichtbar gemacht wurde. Schwachstellen ergeben sich vor allem aus zerstörenden und teilzerstörenden Angriffen, weniger aus feinmechanischer Manipulation. Abnutzung oder Toleranzen können das System im Alter beeinträchtigen, aber im Neuzustand war es ein außergewöhnlich robustes Schlosssystem.

Alexandre Fichet (1829)

Bezeichnung: Pumpenschloss
Erfinder: Alexandre Fichet entwickelte 1829 das sogenannte Pumpenschloss, ein Mechanismus, der sich deutlich von zuvor üblichen Stift- und Hebelschlössern unterschied.Der Schlüssel arbeitete axial, nicht rotierend: Er wurde wie ein Kolben („Pumpe“) eingesteckt und schob mehrere radial angeordnete Stifte gleichzeitig in die richtige Position. Durch dieses lineare Funktionsprinzip war das Schloss deutlich schwerer intuitiv zu manipulieren und bot für die damalige Zeit einen außergewöhnlich hohen Schutz.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Moderne Pumpenzylinder werden weiterhin in Frankreich genutzt, besonders im gehobenen Wohnungs- und Gebäudeschutz. Die heutigen Versionen besitzen mehrere Stiftreihen, gehärtete Materialien, Anti-Bohr-Schutz, codierte Schlüsselprofile und komplexe Varianten des ursprünglichen Pumpmechanismus. Auch einige spezialisierte Hochsicherheitszylinder nutzen axial arbeitende Systeme, die auf Fichets Konzept aufbauen, jedoch technisch massiv weiterentwickelt wurden.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Pumpenschlösser zeigten teilweise:
• Unterschiede im Widerstand der einzelnen Stifte minimale Abweichungen in den axialen Führungen Höhenstreuungen einzelner Kolbenelemente.
• Mechanisches Feedback Obwohl der Mechanismus als „Alles-oder-Nichts-System“ gedacht war, gab es bei manchen Modellen spürbare Klemmpunkte, unterschiedliche Federhärten und leichte Rastmomente beim Schieben.
• Über Jahre Abnutzung im Betrieb

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe mit Hammer / Meißel / massive Schlagwerkzeuge Winkelschleifer / Trennwerkzeuge Aufbrechen des Schlosskastens
Mittleres Risiko: Teilzerstörende Angriffe Bohren des axialen Stiftkerns (bei historischen Modellen möglich) Fräsen der Frontplatte oder Gehäusebereiche Ziehen oder Herausreißen bei schwacher Türmontage
Geringes Risiko: Feinmanipulation Axiales Tasten einzelner Stifte Druckschwankungen zum Erkennen von Federungen, Decodieren über Abnutzung

Erkenntnisse
Fichets Pumpenschloss war ein radikaler Bruch mit herkömmlichen Schlosskonzepten und setzte erstmals auf ein axial arbeitendes, simultan reagierendes Mehrstiftsystem. Dadurch bot es außergewöhnlichen Manipulationswiderstand und blieb lange Zeit ein Markenzeichen französischer Sicherheitstechnik. Seine Schwachstellen liegen vor allem in Material, Fertigung und Alterung, weniger im Grundprinzip. Moderne Pumpenschlösser greifen das Konzept weiterhin auf und zählen zu den technisch anspruchsvolleren Hochsicherheitslösungen im Privat- und Objektbereich.

Linus Yale Sr. (1843)

Bezeichnung: Kombinationsschloss
Erfinder: Linus Yale Sr. entwickelte 1843 eine der ersten präzisen Formen des mechanischen Kombinationsschlosses, das ohne Schlüssel funktionierte. Der Mechanismus basierte auf rotierenden Scheiben, die in eine exakt definierte Ausrichtung gebracht werden mussten. Erst wenn alle Scheiben die richtige Position erreicht hatten, bildeten ihre Öffnungen eine Linie, durch die der Sperrmechanismus freigegeben wurde. Diese Entwicklung war für die damalige Zeit revolutionär, weil sie:
- schlüssellose Bedienung
- höhere Variabilität
- und deutlich verbesserten Schutz gegen rohe Manipulation bot. Yales Erfindung war ein Vorläufer moderner Tresor- Kombinationsschlösser und markierte den Übergang von rein mechanischen Schlüsselmechanismen hin zu intelligenten Schließsystemen.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Hochwertige mechanische Tresor-Kombinationsschlösser basieren weiterhin auf dem Yale-Prinzip, allerdings in stark optimierter Form. Sie besitzen heute präzisionsgefräste Scheiben, manipulationssichere Gates, Anti-Fallback-Spuren, gehärtete Achsen und verstärkte Gehäuse. Die meisten renommierten Safe-Hersteller (S&G, La Gard, Kaba-Mas etc.) nutzen Konzepte, die direkt aus Yales System hervorgegangen sind. Das Yale-Kombinationsschloss ist nicht historisch ausgestorben, sondern eines der am stärksten weiterentwickelten Schlosssysteme der Welt.

Lockpicking
•Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Kombinationsschlösser dieser Epoche litten gelegentlich unter:
- ungleichmäßigen Abständen zwischen Scheiben
- leicht variierenden Scheibentiefen
- Spiel in den Achsführungen Diese Toleranzen konnten dazu führen, dass einzelne Scheiben früher Feedback lieferten als andere, wodurch die Kombination theoretisch ermittelbar wurde.
• Mechanisches Feedback Frühe Scheibenschlösser konnten spürbares Verhalten zeigen, z. B.:
- ein kleines „Einfallen“ beim Erreichen der Gate-Position
- minimale Drehmomentschwankungen
- fühlbare Reibungsunterschiede zwischen Scheiben und Sperrklinke 
Ein erfahrener Angreifer konnte diese Rückmeldungen nutzen, um die richtige Zahl schrittweise einzugrenzen.

• Abnutzung im Betrieb Durch regelmäßigen Gebrauch entstanden:
- ausgeleierte Scheibengates
- abgeschliffene Kontaktkanten
- vergrößertes Spiel in der Achsmechanik
Diese Abnutzung erleichterte das Detektieren des richtigen Scheibenstandes, da der Mechanismus deutlichere Rückmeldungen gab als im Neuzustand.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe mit Gewalt auf das Gehäuse Hebeln oder Aufbrechen des Tresorkastens Trennwerkzeuge / Winkelschleifer Bypass am Umfeld: Angriff auf Tür oder Rahmen statt auf den Mechanismus
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe z.B. Bohren der Achse oder des Scheibenstapels (nur möglich, wenn kein Hartmetallblock vorhanden ist) Fräsen an der Gehäusefront Entfernen oder Ausreißen des Schlossbereichs bei schwacher Konstruktion
Geringes Risiko: Feinmanipulation Schrittspezifisches Drehen und Abhören der Scheiben Ertasten von Rastpunkten (Gate-Fühlen) Decodierung über Abnutzung oder Toleranzen

Erkenntnisse
Linus Yale Sr. legte mit seinem Kombinationsschloss den Grundstein für die gesamte moderne Tresortechnik. Der Mechanismus ersetzte den klassischen Schlüssel durch ein variable Zahlenrad-System, das nicht nur manipulationsresistenter, sondern auch flexibler war. Die Schwachpunkte finden sich bei alten Modellen vor allem in Fertigungstoleranzen und Abnutzung – weniger im Grundprinzip. Moderne Versionen gelten weltweit als zuverlässige Hochsicherheitslösungen und werden in unveränderter Grundidee bis heute produziert.

Alfred Charles Hobbs (1851)

Bezeichnung: Chubb-Schloss
Alfred Charles Hobbs: Alfred Charles Hobbs wurde 1851 auf der Weltausstellung in London weltberühmt, weil er das bis dahin als „unüberwindbar“ geltende Chubb-Detektorschloss erfolgreich manipulierte – ein Schloss, das über 30 Jahre lang als sicherste britische Konstruktion gegolten hatte. Wichtig zu wissen: Hobbs erfand kein eigenes Schloss, sondern er zeigte erstmals öffentlich, wie man den komplexen Chubb-Mechanismus überwinden konnte, ohne den Detektor dauerhaft auszulösen. Seine Arbeit gilt als Meilenstein, weil er bewies, dass selbst die besten Systeme nicht unpickbar sind, wenn man sie tief genug versteht. Damit löste er eine neue Ära im Sicherheitsdenken aus.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Hobbs erkannte, dass frühe Chubb-Schlösser:
- leicht unterschiedliche Zuhaltungshöhen hatten,
- kleine Unterschiede in der Federkraft aufwiesen,
- minimalen Spielraum zwischen den Hebeplatten und dem Riegel boten.
• Mechanisches Feedback Trotz Detektor gab das Schloss subtile Signale:
- feines Nachgeben einzelner Zuhaltungen
- Klemmpunkte kurz vor der richtigen Höhe
- minimale Reibungsänderungen
Diese „Mikro-Feedbacks“ zeigten Hobbs, welche Zuhaltung sich bereits nahe ihrer Sollposition befand. Damit konnte er den Detektor gezielt umgehen, indem er die kritischen Bewegungen extrem kontrolliert ausführte.

Erkenntnisse
Hobbs bewies 1851, dass selbst die komplexesten Schlosssysteme Schwachstellen besitzen, wenn Fertigungstoleranzen, Abnutzung und mechanisches Feedback zusammenkommen. Seine Leistung löste eine technologische Revolution aus und zwang Hersteller weltweit zu präziseren, manipulationssicheren Konstruktionen. Das Chubb-Prinzip lebt bis heute in modernen Hebelschlössern weiter – jedoch mit deutlich höheren Sicherheitsstandards, die Hobbs’ historische Angriffspunkte weitgehend eliminieren.

James Sargent (1857)

Bezeichnung: schlüsselwechselbares Zahlenschloss
Erfinder: James Sargent entwickelte 1857 das erste schlüsselwechselbare Zahlenschloss („changeable combination lock“). Es war ein Meilenstein der Tresortechnik, weil der Nutzer die Zahlenkombination selbst ändern konnte, ohne den Mechanismus zu zerlegen oder ein neues Schloss einzubauen. Damit löste Sargent gleich mehrere Probleme:
- gestohlene oder ausgespähte Kombinationen konnten sofort ersetzt werden
- Sicherheitsrichtlinien konnten flexibel umgesetzt werden
- Tresore wurden deutlich schwerer dauerhaft kompromittierbar
Das Prinzip basiert wie bei Yale Sr. auf Scheiben (Wheels), aber mit einer entscheidenden Erweiterung: Die Scheiben konnten mithilfe eines internen Mechanismus neu codiert werden. Sargent legte damit den Grundstein für alle modernen, professionellen Safelocks.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Moderne Nachfolger nutzen weiterhin Sargents Grundprinzip:
- S&G (Sargent & Greenleaf, das Unternehmen des Erfinders)
- LaGard - Kaba-Mas
- weitere Safe-Hersteller weltweit
Das schlüsselwechselbare mechanische Kombinationsschloss ist nach wie vor Standard an:
- Banktresoren
- Waffenschränken
- Hochsicherheitsbehältern
- Industrie-Safes Die heutigen Modelle besitzen:
- manipulationssichere Scheibengeometrien
- gehärtete Stahlkomponenten
- Anti-Bohr- und Anti-Fräs-Elemente
- präzisionsgefertigte Achssysteme

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Sargent-Modelle hatten gelegentlich:
- ungleichmäßige Abstände zwischen den Scheiben
- unterschiedliche Tiefen der Gates (Aussparungen)
- leichtes Spiel in der Achsbuchse
Dadurch konnte eine Scheibe bereits Feedback liefern, bevor die anderen korrekt ausgerichtet waren. Das erleichterte das Einengen der Kombination.
• Mechanisches Feedback Wie alle frühen Zahlenschlösser boten auch Sargents Modelle:
- ein deutliches „Einfallen“ des Sperrhebels beim korrekten Gate
- spürbare Unterschiede in Reibung und Drehmoment
- kurze Mikropausen beim Überfahren des Gate-Bereichs
Ein erfahrener Manipulator konnte dieses Feedback nutzen, um die Kombination systematisch zu bestimmen.
• Abnutzung im Betrieb Mit der Zeit zeigten sich typische Alterungseffekte:
- eingelaufene Gates
- runder geschliffene Kanten
- verstärktes Spiel zwischen Scheiben und Achse

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe durch Aufschneiden oder Aufbrechen des Tresorgehäuses Winkelschleifer, Trennwerkzeuge, Bohrer (gegen das Gehäuse, nicht die Mechanik) Angriff auf Rahmen/Beschlag statt den Mechanismus
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe z.B. Bohren bis zur Scheibenachse (nur bei historischen Modellen ohne Hartmetall möglich) Fräsen oder punktuelles Materialabtragen an der Schlossfront Herausreißen schwach montierter Safeplatten
Geringes Risiko: Feinmanipulation wie z.B. Abhören des Scheibenstapels Detektieren von Rastpunkten systematisches Decodieren über mechanische Rückmeldungen Ausnutzen von Abnutzung oder Toleranzen

Erkenntnisse
Sargents schlüsselwechselbares Zahlenschloss war eine der wichtigsten Erfindungen der Tresortechnik. Es verband Variabilität, Manipulationsschutz und Praxistauglichkeit auf eine Weise, die bis heute Maßstab ist. Seine Schwachstellen lagen historisch weniger im Konzept als in Material, Fertigung und Verschleiß. Moderne Weiterentwicklungen machen Zahlenschlösser nach Sargent zu den zuverlässigsten mechanischen Sicherheitssystemen weltweit.

Karl Höller (1857)

Bezeichnung: Stiftzuhaltungsschloss
Erfinder: Karl Höller patentierte 1857 eine weiterentwickelte Form des Stiftzuhaltungsschlosses, das sich deutlich von den früheren, einfachen Konstruktionen unterschied. Sein Mechanismus nutzte mehrere übereinander angeordnete Stiftpaare (Treiber- und Schlüsselstifte), die durch einen passenden Schlüssel in eine exakte Teilungslinie gebracht werden mussten. Neu bei Höller war vor allem:
- eine präzisere Führung der Stifte
- eine verbesserte Federmechanik
- eine kompaktere Bauform
- eine höhere Wiederholgenauigkeit im Fertigungsprozess, was das Schloss zu einem der zuverlässigeren Stiftzuhaltungssysteme der damaligen Zeit machte.
Höllers Konzept war ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu späteren Hochpräzisionszylindern – einschließlich der späteren Yale-Entwicklung (Linus Yale Jr., 1861).

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Höllers Mechanismus war ein direkter Vorläufer der modernen Pin-Tumbler-Zylinder. Aktuelle Nachfolger:
• Rund- und Profilzylinder weltweit basieren auf Höllers Grundprinzip.
• Moderne Varianten besitzen zusätzliche Sicherheitsmerkmale:
- Sicherheitsstifte (Spulen, Pilze, Serrations)
- Anti-Bohr-Elemente
- gehärtete Stifte und Gehäusezonen
- komplexe Schlüsselprofile
Besonders der Yale-Zylinder (ab 1861) wird häufig als direkte Weiterentwicklung betrachtet.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch Höllers System war nicht frei von Produktionsschwankungen:
- geringfügige Höhenunterschiede bei Stiften,
- seitliches Spiel im Stiftkanal,
- leichte Varianz in Federhärte und Länge,
- ungleichmäßige Passungen zwischen Kern und Gehäuse.
Diese Toleranzen führten dazu, dass einzelne Stifte früher Feedback gaben, was eine selektive Ansteuerung statt synchronen Anhebens ermöglichte.
• Mechanisches Feedback Wie bei vielen frühen Stiftsystemen trat spürbares mechanisches Verhalten auf:
- fühlbares Klemmen kurz vor der richtigen Position
- kleine Rastpunkte beim Anheben
- verändertes Drehmoment beim Ansprechen einzelner Stifte
Ein erfahrener Manipulator konnte daraus ableiten, welche Stifte bereits „gesetzt“ waren. Das machte das Schloss präziser, aber gleichzeitig mechanisch lesbar.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Hammer, Meißel, rohe Gewalt gegen Zylinder oder Beschlag Winkelschleifer oder Trennwerkzeuge Angriffe auf Rahmen/Beschlag als Bypass
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Eingriffe: Bohren der Stiftkanäle (bei historischen Modellen ohne Hartmetalleinsatz leicht möglich) Fräsen oder punktuelles Entfernen von Gehäusematerial Ziehen oder Abreißen bei ungeschützten Zylindern
Geringes Risiko: Feinmanipulation: selektives Anheben einzelner Stifte Lesen über Drehmomentveränderungen Decodieren über Abnutzung und Toleranzen

Erkenntnisse
Karl Höllers Stiftzuhaltungsschloss war ein wichtiger Meilenstein der Schließtechnik. Es verband kompakte Bauweise mit höherer Präzision und schuf die Grundlage für alle modernen Zylinderschlösser. Seine Schwachstellen liegen – wie bei allen Systemen jener Zeit – in Toleranzen, mechanischem Feedback und Abnutzung. Trotzdem war Höllers Mechanismus seiner Zeit voraus und bleibt als Konzept bis heute das globale Standardprinzip der Türschließtechnik.

1861 – 1878

Zwischen 1861 und 1878 entstanden Schlösser in einer Zeit, die von technischen Sprüngen geprägt war. Die USA steckten mitten im Bürgerkrieg, Europa modernisierte seine Infrastruktur, und überall suchte man nach Wegen, Werte besser zu schützen. 1861 präsentierte James Sargent sein Zeit- und Kombinationsschloss – ein Mechanismus, der Sicherheit planbar machte und Banken neue Möglichkeiten gab. Wenige Jahre später, 1865, verfeinerte Linus Yale Jr. das Stiftschloss und brachte ein Konzept auf den Weg, das bis heute in Millionen Türen steckt. 1878 setzte Sargent erneut an und führte verbesserte Kombinationstechniken ein, die Manipulation weiter erschwerten. Diese Phase zeigt deutlich, wie stark technische Entwicklungen auf gesellschaftlichen Druck reagieren. Die Welt forderte verlässliche Systeme, und die Erfinder lieferten.

Linus Yale Jr. (1861)

Bezeichnung: Rundzylinderschloss mit vier Stiftzuhaltungen
Erfinder: Linus Yale Jr. entwickelte 1861 das Rundzylinderschloss mit vier Stiftzuhaltungen, das später zum Grundmodell nahezu aller modernen Profil- und Rundzylinder wurde. Seine Konstruktion basierte auf:
- einem zylindrischen Kern, der drehbar im Gehäuse sitzt,
- vier präzise geführten Stiftpaaren (Schlüssel- und Treiberstifte),
- einem speziell gefrästen Schlüsselprofil,
- einer schlanken, industriell reproduzierbaren Bauform.
Yales System war kleinen, präziser, sicherer und standardisierbarer als alle vorherigen Stiftschlösser. Damit wurde er zum „Vater des modernen Zylinders“.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Was Yale Jr. 1861 erfunden hat, ist das Urprinzip des modernen Pin-Tumbler-Zylinders. Aktuelle Vertreter:
- klassische Profilzylinder in Europa
- Rundzylinder in den USA, Asien und vielen Industriezweigen
- Sicherheits- und Hochsicherheitszylinder aller bekannten Hersteller
- Varianten mit 5, 6, 7 oder mehr Stiften
- Versionen mit Sicherheitsstiften (Spulen, Pilze, Serrations usw.)
- Anti-Bohr, Anti-Zug und Anti-Snap Konstruktionen
 Das Yale-Prinzip ist der globale Branchenstandard und das am weitesten verbreitete Schlosssystem der Welt.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch frühe Yale-Zylinder hatten natürliche Produktionsschwankungen:
- minimale Höhenunterschiede bei den vier Stiften,
- seitliches Spiel zwischen Kern und Gehäuse,
- unterschiedliche Federhärten,
- ungleichmäßige Reibung der Stiftkanäle.
Diese Toleranzen führten dazu, dass die Stiftpaare nicht gleichzeitig, sondern nacheinander ansprachen – ein Effekt, der selektive Manipulation grundsätzlich ermöglicht.
• Mechanisches Feedback Der Yale-Zylinder ist berühmt dafür, deutliches Feedback zu liefern, besonders bei frühen Varianten: - fühlbares „Setzen“ der Stifte beim Erreichen der Teilungslinie,
- kleines Nachgeben des Kerns nach jedem gesetzten Stift,
- verändertes Drehmoment je nach Reibpunkt im Zylinder.
Das machte den Mechanismus präzise, aber gleichzeitig mechanisch interpretierbar.
• Abnutzung im Betrieb Mit der Zeit entstanden:
- eingelaufene Stiftkammern,
- weicher werdende Federn,
- abgenutzte Stiftspitzen,
- zunehmendes Kernspiel.
Diese Faktoren machten den Zylinder leichter lesbar, weil die mechanische Rückmeldung deutlicher wurde.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Hammer, Meißel, rohe Gewalt am Beschlag Winkelschleifer / Trennwerkzeuge Angriffe am Rahmen als Bypass
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren der Stiftkanäle bei historischen Modellen (ohne Hartmetall leicht möglich) Fräsen oder punktuelles Abtragen von Gehäusematerial Ziehen / Herausreißen bei ungeschützten Rundzylindern
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Selektives Anheben der Stifte Lesen über Drehmoment und Setzpunkte Decodieren über Verschleiß und Spiel

Erkenntnisse
Linus Yale Jr. schuf mit seinem Rundzylinderschloss das Fundament der modernen Schließtechnik. Sein Vierstift-System war präzise, leicht herstellbar, zuverlässig und extrem kompakt – und wurde zum mechanischen Standard, der weltweit bis heute genutzt wird. Seine Schwachstellen liegen vor allem in Fertigungstoleranzen, mechanischem Feedback und natürlicher Abnutzung, nicht im Konzept selbst. Moderne Weiterentwicklungen haben diese Schwachpunkte weitgehend eliminiert, während das Grundprinzip unverändert stark geblieben ist.

James Sargent (1873)

Bezeichnung: Zeitschloss
Erfinder: James Sargent entwickelte eines der ersten mechanischen Zeitschlösser, ein Sicherheitssystem, das einen Tresor nur innerhalb eines definierten Zeitfensters öffnen ließ – unabhängig davon, ob Schlüssel, Kombination oder Zugangscode bekannt waren. Der Kern seiner Idee: - ein präziser, federgetriebener Uhrmechanismus, - gekoppelt mit einer Sperreinrichtung, die den Riegel erst freigibt, wenn die voreingestellte Zeit verstrichen ist, - mehrere Zeitschaltwerke (oft 2–3), um Redundanz zu schaffen. Ziel war: Raubüberfälle, Komplizenfälle und erzwungene Öffnungen zu verhindern – selbst dann, wenn ein Räuber den Tresorwärter bedrohte. Sargents Zeitschloss wurde internationaler Standard für Banken, Geldtransporte und Hochsicherheitsbereiche.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Zeitschlösser sind bis heute Standard bei:
- Banktresoren
- Geldautomaten
- Werttransportfahrzeugen
- Hochsicherheitstresoren
- Cash-Management-Systemen 

Moderne Varianten kombinieren oft: 
- digitale Programmierung,
- redundante Uhrwerke,
- manipulationssichere Gehäuse,
- automatische Sperrprotokolle,
- Eintrittsverzögerung (Time Delay).
Viele Hersteller (z. B. S&G, Kaba-Mas, Lagard) produzieren weiterhin mechanische und elektronische Zeitschlösser, die Sargents Grundprinzip nahezu unverändert aufgreifen.

Lockpicking
Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Zeitschlösser hatten gelegentlich:
- ungleichmäßige Ganggenauigkeit der Uhrwerke
- Toleranzen in den Kupplungsmechanismen
- leichte Variationen der Rückstellfedern
In seltenen Fällen konnte der Mechanismus „stehen bleiben“ oder hörbare Unterschiede produzieren, die Rückschlüsse auf die verbleibende Zeit gaben – allerdings ohne die eigentliche Sperre zu überwinden. Wichtig: Toleranzen halfen nicht beim Manipulieren – sie führten höchstens zu Fehlfunktionen.
• Mechanisches Feedback Ein echtes Zeitschloss gibt praktisch kein nutzbares Feedback:
- kein Drehmoment
- keine Rastpunkte
- keine mechanisch interpretierbaren Rücksignale Die Uhr läuft, egal was der Angreifer tut. Man hört nur das Ticken – und das gibt keinerlei Information über die Sperrposition. Höchstens beim Hineinhören konnten Fachleute damals Unterschiede im Geräuschverhalten feststellen, die auf Wartungszustände oder Defekte hindeuteten – aber nicht auf eine Möglichkeit, das Schloss zu manipulieren.
• Abnutzung im Betrieb Alterung erzeugte typische Effekte:
- Gangungenauigkeit
- stärkeres oder schwächeres Ticken
- erhöhte Reibung in alten Uhrwerken
Diese Effekte machten das Zeitschloss unzuverlässiger, aber nicht angreifbarer. Im Gegenteil: Ein verschlissenes Zeitschloss schloss oft strenger als ein neues.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen des Tresorgehäuses Trennwerkzeuge, Brennschneider, Bohrer Angriff auf Rahmen/Beschlag statt auf den Mechanismus → Das Zeitschloss selbst ist extrem robust – der umgebende Tresor ist der realistischere Schwachpunkt.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren bis zum Zeitschloss (bei alten Modellen theoretisch möglich, aber extrem schwierig) Fräsen des Schlosskastens Herauslösen der Zeitschlossplatte bei schlechter Befestigung
Geringes Risiko: Feinmanipulation: klassisches Manipulieren ist praktisch unmöglich Uhrwerk läuft unabhängig vom Angreifer kein nutzbares Feedback keine Stift- oder Scheibenmechanik

Erkenntnisse
James Sargent schuf mit seinem Zeitschloss ein System, das nicht nur den Zugriff reguliert, sondern ihn im entscheidenden Moment unmöglich macht. Es war kein Anti-Manipulations-Schloss im klassischen Sinne – es war ein Anti-Zugriff-Schloss, das Gewalt über Zeit stellte. Seine Schwachstellen liegen nicht im Konzept, sondern in: Uhrwerkstoleranzen, Wartungsbedarf, und dem Tresorumfeld. Bis heute gilt Sargents Zeitschloss als eine der zuverlässigsten und wirkungsstärksten Erfindungen der physischen Sicherheitstechnik.

Theodor Kromer (1874)

Bezeichnung: Protector-Schloss
Erfinder: Theodor Kromer präsentierte 1874 das Protector-Schloss, ein hochkomplexes Hebelwerk-System, das speziell für Tresore und Sicherheitsbehälter geschaffen wurde. Sein Prinzip basierte auf: mehreren hochpräzisen Hebelzuhaltungen (oft 6–12 Stück), einer aufwendig konstruierten Schlüsselkontur, die jeden Hebel in eine exakt definierte Höhe brachte, einer mehrfach gestuften Gate-Geometrie, die Manipulationsversuche deutlich erschwerte, äußerst engen Fertigungstoleranzen, die die Hebel nur dann freigaben, wenn alle exakt ausgerichtet waren. Kromers Protector war eines der ersten Hebelschlösser, das industriell zuverlässig gefertigt werden konnte und dennoch einen ungewöhnlich hohen Manipulationswiderstand bot. Es wurde schnell zu einem Standard im Tresorbau – insbesondere im deutschsprachigen Raum.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Aktuelle Vertreter:
- Kromer Protector 3/4 (moderne Versionen, teilweise mit Zusatzsicherungen)
- moderne Hebel-Tresorschlösser mehrerer Hersteller, die auf dem Kromer-Grundlayout basieren
- Varianten mit gehärteten Boxen manipulaitonssicheren Hebelgeometrien und zusätzlichen Sperrelementen.
Der originale 1874er Mechanismus wird heute nicht mehr gebaut, aber seine Konstruktionsphilosophie lebt fort: präzise Hebeltechnik, eng tolerierte Gates, hohe Manipulationsresistenz. Besonders in DACH-Ländern gelten Kromer-Schlösser bis heute als ein Synonym für zuverlässige, robuste Tresortechnik.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Protector-Modelle hatten trotz hoher Qualität gewisse Streuungen:
- leichte Unterschiede in Hebelhöhen
- mikroskopisches Spiel in der Führung der Hebel
- minimale Varianz in Federhärte oder Gate-Tiefe
Diese Effekte konnten dazu führen, dass einzelne Hebel etwas früher oder definierter Feedback gaben als andere – ein möglicher Ansatzpunkt für geübte Manipulatoren.
• Mechanisches Feedback Trotz des komplexen Hebelsystems konnten einzelne Rückmeldungen wahrnehmbar sein:
- leichtes Einrasten beim Erreichen des Gates
- fein dosierbare Unterschiede im Drehmoment
- kleine Bewegungsänderungen beim Aufliegen der Hebel Gegenüber einfachen Mehrzuhaltungsschlössern war das Feedback sehr subtil, aber ein erfahrener Spezialist konnte einzelne Signale interpretieren, insbesondere bei älteren, nicht perfekt gewarteten Modellen.
• Abnutzung im Betrieb Mit den Jahren traten typische Alterungseffekte auf:
- abgeflachte Hebelkanten
- eingelaufene Gate-Flächen
- weichere Rückzugsfedern leicht erweitertes Spiel im Riegelmechanismus.
Diese Abnutzung erhöhte die mechanische Lesbarkeit des Schlosses und konnte die ursprüngliche Sicherheit graduell senken, vor allem, wenn das Schloss nur selten gewartet wurde.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Brechwerkzeuge (Hammer, Meißel, Vorschlagwerkzeuge) Winkelschleifer / Trenntechnik Aufbrechen des Tresorkörpers statt des Schlosses Angriff auf Rahmen, Tür oder Bolzen Einschätzung: Das Protector-Schloss selbst ist extrem robust. Die größte reale Schwachstelle bleibt das Tresorumfeld, nicht der Mechanismus.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Eingriffe: Bohren des Hebelschlosskastens (bei historischen Modellen ohne Hartmetall möglich) Fräsen einzelner Hebelkammertiefen Ziehen oder Herauslösen bei schlechter Tresorkonstruktion Einschätzung: Historische Modelle waren stabil, aber nicht gegen moderne Hartmetallbohrer geschützt. Moderne Protector-Versionen besitzen dagegen massive Anti-Bohr-Elemente.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten einzelner Hebel über leichtes Drehmoment interpretieren minimaler Rastpunkte Decodieren über Hebelverschleiß oder Toleranzen Einschätzung: Das Protector-Schloss gehört historisch zu den am schwersten manipulierbaren Hebelschlössern. Feinmanipulation bleibt daher die schwächste realistische Angriffsform, selbst bei älteren Modellen.

Erkenntnisse
Theodor Kromers Protector-Schloss war eines der präzisesten, manipulationsresistentesten Hebelmechanismen seiner Zeit und gilt bis heute als ein Meilenstein im Tresorbau. Seine Stärken liegen in der engen Toleranzführung, der komplexen Hebelgeometrie und der hohen Fertigungsqualität. Schwachstellen entstehen historisch vor allem durch Abnutzung oder gegen zerstörende Methoden – nicht durch Manipulation. Moderne Varianten des Protector-Systems gehören weiterhin zu den zuverlässigsten Hebelschlössern im professionellen Sicherheitsumfeld.

Joseph Loch (1878)

Bezeichnung: Zahlenschloss
Erfinder: Joseph Loch entwickelte 1878 ein fortschrittliches mechanisches Zahlenschloss, das als eine der stärkeren Weiterentwicklungen der bis dahin bekannten Kombinationsmechanismen gilt. Sein Konzept nutzte: mehrere präzise gelagerte Zahlen- bzw. Kombinationsscheiben, eine robuste, manipulationserschwerte Gate-Geometrie, verbesserte Kopplungsmechanismen zwischen den Scheiben, ein zuverlässiges Freigabesystem für den Riegel. Lochs Ziel war, die Schwächen früher Scheibenzahlenschlösser zu reduzieren, insbesondere die manipulationsanfälligen Rückmeldungen beim Erreichen des Gates. Sein Mechanismus erreichte eine bessere Gleichmäßigkeit der Rückmeldung und galt damals als einer der sichersten Code-Schlösser im Tresorbau.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Lochs Prinzip wurde zu einem der grundlegenden Mechanismen moderner Tresorzahlen­schlösser. Heute basieren viele Systeme auf seinem Aufbau:
- mechanische Tresor-Kombinationsschlösser (S&G, LaGard, Kaba-Mas)
- Zahlenschlösser an Wertschutzschränken und Waffenschränken
- sichere mechanische Schließwerke für Banktresore
Moderne Nachfolger besitzen:
- präzisionsgefertigte Scheiben
- manipulationsgeschützte Gates
- gehärtete Achsen
- Anti-Bohr-Platten
- verbesserte Kopplungssysteme

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Selbst bei Lochs verbesserter Konstruktion gab es Produktionsschwankungen:
- minimale Höhen- oder Tiefenabweichungen an den Gates
- leicht unterschiedliche Abstände zwischen den Scheiben
- geringfügiges Spiel in der Achsführung
- Varianzen in der Kopplungsmechanik
Diese Punkte konnten dazu führen, dass eine Scheibe etwas klareres Feedback lieferte als die anderen – ein möglicher Ansatzpunkt bei gezielter Manipulation.
• Mechanisches Feedback Während Lochs Design das Feedback bereits reduzierte, blieben bei frühen Modellen dennoch spürbare Signale:
- kleines Einfallen des Hebels in das richtige Gate
- verändertes Drehgefühl beim Erreichen der korrekten Position
- minimales „Hängenbleiben“ beim Übergang über den Gate-Schlitz
Für ungeübte Personen war das kaum wahrnehmbar, aber professionelle Manipulatoren konnten diese Rückmeldungen nutzen, um die Kombination einzukreisen.
• Abnutzung im Betrieb Durch häufige Nutzung veränderte sich das mechanische Verhalten:
- abgeschliffene Gate-Kanten
- eingelaufene Kontaktflächen
- weicher werdende Scheibenfederung
- zunehmendes Achsspiel
Diese Abnutzung machte das Schloss mechanisch deutlicher lesbar und senkte die Manipulationsfestigkeit über die Jahre hinweg.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Öffnen des Tresors durch massive Gewalt (Hammer, Meißel, Vorschlagwerkzeuge) Einsatz von Winkelschleifer, Brennschneider oder Trenntechnik Angriffe auf Rahmen oder Wandung statt auf das Schloss
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren bis zum Scheibenstapel (historisch möglich, wenn keine Hartmetallplatten vorhanden waren) Fräsen der Schlossfront Heraushebeln oder Ausfräsen bei alten Tresorbauarten
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Abhören des Gate-Einrastverhaltens Detektieren von Rastpunkten oder Reibungsmustern Decodieren durch Toleranzen oder Abnutzungsanalyse

Erkenntnisse
Joseph Lochs Zahlenschloss war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von manipulationsgeschützten Tresormechanismen. Es reduzierte mechanisches Feedback, verbesserte die Fertigungstoleranzen und erhöhte die Robustheit des Kombinationsmechanismus. Seine Schwächen lagen weniger im Konzept als im Material und der damaligen Fertigungspräzision. Heute bildet Lochs Grundidee einen festen Bestandteil vieler hochwertiger Tresorsysteme weltweit.

1907 – 1934

Zwischen 1907 und 1934 veränderte sich die Welt rasant. Elektrizität wurde Alltag, Autos tauchten in den Städten auf, und mit der neuen Mobilität wuchs der Bedarf an verlässlicher Sicherheit. 1907 brachte Samuel Segal das erste moderne Vorhängeschloss mit geschütztem Bügel auf den Markt. Eine Idee, die schnell verbreitet wurde, weil sie einfache Angriffe deutlich erschwerte. Ab den 1920er-Jahren nahm die Entwicklung weiter Fahrt auf. Firmen wie Yale und Sargent nutzten bessere Fertigungstechniken, um Schlösser präziser und robuster zu bauen. 1934 folgte ein weiterer Schritt: neue Zylinderkonzepte, die sich besser gegen rohe Gewalt und Manipulation behaupten konnten. Diese Jahre zeigen, wie eng technische Fortschritte und Sicherheitsbedürfnisse zusammenhängen. Je schneller sich der Alltag veränderte, desto wichtiger wurde ein Schloss, das zuverlässig blieb.

Emil Henriksson (1907)

Bezeichnung: Scheibenzuhaltungs- /Tellerhalterschloss
Erfinder: Emil Henriksson erfand 1907 das sogenannte Scheibenzuhaltungs- bzw. Tellerhalterschloss, ein völlig anderes Funktionsprinzip als die klassischen Stift- oder Hebelschlösser. Seine Konstruktion basierte auf: mehreren drehbar gelagerten Scheiben (Teller), einem speziell geformten Schlüssel („Beard“), der jede Scheibe in eine definierte Winkelposition dreht, einer Zuhaltungsnut, die sich über alle Scheiben hinweg zu einem durchgehenden Kanal ausrichten musste, einem Sperrelement (meist ein Riegelhebel), das nur durch diesen Kanal freigegeben wurde. Der große Unterschied: Dieses Schloss arbeitet komplett rotierend, nicht linear. Dadurch bot es für die damalige Zeit einen außergewöhnlich hohen Widerstand gegen alle klassischen Manipulationsmethoden. Henrikssons System gilt als Vorläufer moderner Hochsicherheitsdrehscheibenschlösser und wurde später von mehreren Herstellern weiterentwickelt.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
- moderne Tellerhalterschlösser in Tresoren und Spezialanwendungen
- hochpräzise Scheibenzylinder bei bestimmten europäischen Herstellern
- Varianten mit verbessertem Teller-Design, gehärteten Materialien und Anti-Manipulationsprofilen
Auch einige Nischensysteme im Hochsicherheitsbereich greifen weiterhin auf Scheiben- bzw. Tellerzuhaltungsmechaniken zurück, da sie:
- widerstandsfähig gegen klassische Stiftmanipulation sind
- sehr präzise codiert werden können
- schwer nachzufertigen oder zu decodieren sind
Henrikssons Idee ist damit nicht historisch verschwunden, sondern lebt als Speziallösung weiter.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch Tellerhalterschlösser hatten ihrer Epoche entsprechend gewisse Streuungen:
- leicht unterschiedliche Fertigungswinkel zwischen den Scheiben
- geringfügiges Spiel in den Scheibenbuchsen
- minimal variierende Gate-Tiefen oder -Breiten
- Unterschiede in den Schlüsselaufnahmen
Diese Toleranzen konnten dazu führen, dass einzelne Scheiben früher Feedback lieferten, wenn der Schlüsselersatz oder Manipulator sie in die Nähe ihres Gates brachte.
• Mechanisches Feedback Trotz komplexer Scheibenmechanik gab es auch hier nutzbares Feedback:
- ein fühlbares „Einrasten“ beim Erreichen der richtigen Scheibenposition
- geringfügige Drehmomentschwankungen
- veränderte Reibung beim Überfahren des Gates
Das Feedback war deutlich subtiler als bei klassischen Stiftzuhaltungen, aber für geschulte Spezialisten dennoch interpretierbar.
• Abnutzung im Betrieb Mit zunehmender Nutzung entstanden typische Verschleißbilder:
- eingelaufene Scheibenaufnahmen
- abgeschrägte Gate-Kanten
- vergrößertes seitliches Spiel in der Rotationsachse ungleichmäßige Reibung durch gealtertes Material Diese Abnutzung konnte die ursprüngliche Präzision merklich reduzieren – und damit den Ablauf der rotierenden Mechanik mechanisch lesbarer machen.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: roher Gewaltangriff auf Tresortür oder Beschlag Winkelschleifer, Meißel, Trennwerkzeuge Angriff auf Rahmen/Umfeld statt den Mechanismus
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren der Schlosskammer (bei frühen Modellen ohne Hartmetall möglich) Fräsen einzelner Scheibenkanäle Herauslösen des Schlosskastens bei älteren Tresoren
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Drehen einzelner Scheiben über fein dosiertes Drehmoment Ertasten von Rastpunkten Decodieren über Verschleiß oder Toleranzen

Erkenntnisse
Emil Henrikssons Scheibenzuhaltungs- / Tellerhalterschloss war ein radikaler Bruch mit bisherigen Schließtechniken und gehört zu den innovativsten Mechanismen des frühen 20. Jahrhunderts. Durch das rotierende Prinzip, die Mehrscheiben-Architektur und die enge Toleranzführung wurde ein System geschaffen, das deutlich manipulationsresistenter war als klassische Stift- oder Hebelmechaniken. Die Schwachstellen liegen vor allem in Fertigungstoleranzen, Abnutzung und zerstörenden Angriffen – nicht im Funktionsprinzip selbst. Moderne Varianten basieren weiterhin auf seinem Ansatz und gehören in bestimmten Bereichen zu den robustesten Tresor­schlössern überhaupt.

Walter Reinhold Schlage (1909)

Bezeichnung: Türschloss mit zwei Knöpfen zur Lichtsteuerung
Erfinder: Walter Reinhold Schlage – später Gründer der bis heute weltweit bekannten Marke Schlage, entwickelte 1909 ein ungewöhnliches und technisch innovatives Türschloss mit integrierter elektrischer Lichtsteuerung. Die Konstruktion kombinierte:
- einen klassischen Türschlossmechanismus
- zwei Taster („Knöpfe“) auf der Innenseite
- einen integrierten elektrischen Kontaktmechanismus
- Die Möglichkeit, beim Verlassen oder Betreten eines Raumes Licht ein- und auszuschalten, ohne einen separaten Wandschalter zu benötigen.
Die Idee war ihrer Zeit voraus: Schlage kombinierte mechanische Sicherheit mit der damals modernen Elektrifizierung von Gebäuden. Dieses Schloss gilt als eines der frühesten Beispiele für elektromechanische Gebäudetechnik, Jahrzehnte bevor “Smart Locks” ein Thema wurden.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Das exakte System von Schlage aus dem Jahr 1909 wird nicht mehr produziert, aber sein Prinzip lebt in moderner Form weiter: Aktuelle Vertreter finden sich u. a. in: elektromechanischen Türschlössern, Hotelkartenschlössern, „Push-Button“-Einsteckschlössern, Zutrittslösungen mit integrierten Steuerfunktionen, Smart-Home-Türschlössern mit Licht- und Gebäudesteuerung. Schlage als Marke (bis heute groß im US-Markt) produzierte später Zylinderschlösser, Drückergarnituren und elektromechanische Systeme, die das Grundprinzip – ein Schloss, das mehr kann als nur verriegeln – unmittelbar weiterentwickelten.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch Schlages frühe Elektromechanik hatte natürliche Produktionsschwankungen:
- leicht unterschiedliche Schaltpunktwege der Kontakte
- schwankende Federkraft in den Druckknöpfen
- Minimale Varianz in den mechanischen Kopplungen zwischen Schlossriegel und Schaltmechanismus. Diese Toleranzen konnten dabei helfen, auf der Elektroseite Fehlfunktionen einzuleiten, jedoch nicht den Schlossteil zu überwinden.
• Mechanisches Feedback Der mechanische Riegelteil war relativ einfach aufgebaut und lieferte:
- spürbare Rastpunkte beim Öffnen
- leichtes Klemmen oder Nachgeben im Riegelmechanismus
- hörbare Geräusche der Kontaktumschaltung
Für Angreifer bieten diese Rückmeldungen jedoch keine direkte Manipulationsmöglichkeit, da der Kernschlossmechanismus vergleichsweise schlicht und robust ausgeführt war.
• Abnutzung im Betrieb Mit der Zeit zeigten sich typische Alterungseffekte:
- ausgeleierte Tasterfedern
- verringerte Schaltpräzision der Lichtkontakte
- Verschleiß an der Riegelmechanik Kontaktkorrosion durch frühe Elektromaterialien.
Diese Abnutzung beeinträchtigte die Funktion der Lichtschaltung, nicht jedoch die mechanische Sicherheit des Schlosses selbst. Wichtig: Die Sicherheitswirkung eines normalen Türschlosses wurde durch die elektrische Zusatzfunktion nicht geschwächt.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Hammer, Meißel, rohe Gewalt am Beschlag Einsatz von Winkelschleifer / Trennwerkzeugen Angriff auf Türrahmen / Umfeld als Bypass
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren des Schlosskastens (historisch leicht möglich) Fräsen der Riegeltasche oder des Beschlages Herausziehen schwach montierter Schlosskästen
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten des Riegelmechanismus Manipulation über geringe Toleranzen oder Abnutzung leichte Drehmomentveränderungen beim Setzen des Riegels

Erkenntnisse
Walter Reinhold Schlage war einer der ersten, die traditionelle Schließtechnik mit elektrischen Zusatzfunktionen verbanden. Sein Türschloss mit Lichtsteuerung war eine frühe Form der Gebäudesystemintegration – ein Vorläufer dessen, was heute als „Smart Home“ gilt. Das Schloss selbst bot die mechanische Sicherheit seiner Zeit, während die elektrische Komponente Komfort erhöhte, aber sicherheitstechnisch keine relevante Schwachstelle darstellte. Schlages Erfindung zeigt eindrucksvoll, wie früh Elektromechanik in Alltagsanwendungen integriert wurde und wie stark dies spätere Schlossgenerationen beeinflusst hat.

John Junkunc (1910)

Bezeichnung: Kombinationsschloss mit einer Wählscheibe
Erfinder: John Junkunc entwickelte um 1910 ein Kombinationsschloss mit nur einer einzigen Wählscheibe, das im Gegensatz zu früheren, mehrteiligen oder mehrscheibigen Bedienkonzepten eine deutlich vereinfachte Handhabung bot. Der Kern seiner Konstruktion: eine zentrale, rotierende Einzel-Wählscheibe, ein dahinterliegender Stapel aus mehreren Kombinationsscheiben, ein präziser Kopplungsmechanismus, der die interne Scheibenfolge über die Einzelwählscheibe steuert, eine Sperrnase bzw. ein Hebel, der nur bei vollständig ausgerichteten Gates freigegeben wird. Der Vorteil des Systems: Eine deutlich einfachere Bedienung, schnellere Kombinationseingabe und ein kompakterer Mechanismus, ohne die Sicherheitslogik traditioneller Zahlenschlösser aufzugeben. Junkuncs Ansatz wurde später besonders bei kompakten Safes, Geldkassetten und industriellen Sicherheitsbehältern beliebt.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Aktuelle Vertreter:
- kompakte Zahlenschlösser an kleinen Safes
- tragbare Tresore
- Kassetten- und Geldschutzbehälter
- einzelne Modelle im Konsumerbereich (z. B. landesübliche Fire-Safes)
- vereinfachte Tresorverschlüsse mit nur einem Bedienrad
Moderne Systeme verwenden:
- präzisionsgefertigte Scheiben
- gehärtete Achsen
- manipulationssichere Gate-Geometrien
- Anti-Bohr- und Anti-Fräs-Platten
- reibungsoptimierte Kopplungsmechanik
Die einradige Bedienlogik von Junkunc ist heute Standard bei vielen kleinen mechanischen Kombinationsschlössern.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch Junkuncs Systeme litten unter den damaligen Produktionsgrenzen:
- leicht variierende Scheibenabstände
- ungleichmäßige Axialtoleranzen
- Unterschiede in Gate-Tiefe und -Breite
- Spiel in der Kopplungsmechanik zwischen Wählscheibe und Scheibenstapel
Diese Toleranzen konnten dazu führen, dass einzelne Scheiben klareres Feedback lieferten als andere – ein Punkt, den professionelle Manipulatoren nutzen konnten.
• Mechanisches Feedback Wie die meisten Scheibenmechanismen zeigte auch Junkuncs Schloss:
- ein erkennbares Einfallen des Hebels beim Erreichen des Gates
- spürbare Reibungsänderungen beim Durchdrehen
- leichtes „Haken“ beim Überfahren eines Gates
- verändertes Drehmoment, wenn der Scheibenstapel unterschiedlich belastet war
Die Einzel-Wählscheibe machte das System komfortabler, aber mechanisch betrachtet konnte sie Manipulationssignale übertragen.
• Abnutzung im Betrieb Mit der Zeit entstanden typische Verschleißbilder:
- eingelaufene Gate-Flächen
- weicher werdende Federn am Sperrhebel
- vergrößertes Axialspiel der Scheiben
- abgenutzte Kontaktpunkte zwischen Wählscheibe und Kopplungsmechanismus
Diese Abnutzung machte das Schloss akustisch und mechanisch deutlicher lesbar, wodurch die Manipulationsresistenz alter Modelle abnahm.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen der Tresortür oder Gehäuseverformung Winkelschleifer, Brennschneider, massive Schlagwerkzeuge Bypass am Rahmen statt Angriff auf das Schloss
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren bis zum Scheibenstapel (bei historischen Modellen möglich), Fräsen der Frontplatte oder Öffnen des Schlossbehälters, Herausziehen schlecht montierter Schlossplatten.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Abhören des Gate-Einrastens, Ertasten von Reibungsänderungen über die Wählscheibe, Decodieren über Verschleiß oder Toleranzen.

Erkenntnisse
John Junkunc schuf mit seinem Ein-Wählscheiben-Zahlenschloss ein System, das Bedienkomfort und Sicherheit erfolgreich vereinte. Sein Mechanismus machte die Kombinationseingabe intuitiver und ermöglichte kompaktere Schlossdesigns, ohne die grundlegende Tresormechanik zu schwächen. Schwachstellen liegen – wie üblich bei Scheibenschlössern – in Toleranzen und Abnutzung, weniger im Konzept selbst. Sein Prinzip lebt bis heute weiter und ist Grundlage vieler kompakter mechanischer Kombinationsschlösser im privaten und industriellen Bereich.

Johann Schweiger (1912)

Bezeichnung: Durchsteckschlüssel
Erfinder: Johann Schweiger patentierte 1912 das sogenannte Durchsteckschlüssel-Schloss, ein System, bei dem der Schlüssel von einer Seite durch das gesamte Schloss hindurch gesteckt wird und dabei die Zuhaltungen direkt auf beiden Seiten beeinflusst. Das Besondere an Schweigers Konstruktion: der Schlüssel durchdringt das Schloss komplett, er wirkt gleichzeitig auf beidseitige Zuhaltungen oder Schieber, die gesamte Verriegelung wird durch eine lineare Schubbewegung ausgelöst statt durch Rotation, die Mechanik ermöglicht sehr kompakte Schlosskörper mit reduzierter Komplexität. Dieses System war vor allem für Innenraumtüren, Möbel und leichte Schutzanwendungen gedacht, weniger für Hochsicherheitsumgebungen. Seine Stärke lag in der einfachen Bedienung und der schnellen, kostengünstigen Fertigung.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Heutige Vertreter finden sich u. a. bei:
- Möbel- und Schrankverschlüssen
- einfachen Kastenschlössern
- Innenraumtüren im Nostalgie- oder Retro-Design
- einfachen Metallkästen und Spinden
- Werkzeugkisten und leichten Kofferschlössern
Moderne Durchstecksysteme sind technisch verbessert, aber grundsätzlich weiterhin:
- unkompliziert
- günstig herstellbar
- für normale Tür- oder Möbelschließungen gedacht
- nicht für hohen Manipulationsschutz konzipiert
Die Grundidee des Durchsteckmechanismus wird also immer noch genutzt – allerdings nicht im Hochsicherheitsbereich.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Durchsteckschloss-Modelle hatten typische Toleranzabweichungen:
- unterschiedliche Höhenlagen der Zuhaltungen
- Spiel in den Führungsbahnen des Durchsteckmechanismus
- leichte Varianzen in der Positionierung der Schieber oder Stifte
- ungleichmäßige Federkraft
Diese Toleranzen konnten dazu führen, dass einzelne Zuhaltungen früher oder deutlicher reagierten, wodurch eine mechanische Lesbarkeit entstand.
• Mechanisches Feedback Trotz seiner einfachen Bauweise gab es spürbare Rückmeldungen:
- leichtes Klemmen der Schieber vor Erreichen der Endposition
- fühlbares Einfallen der Zuhaltungen beim korrekten Vorschub
- unterschiedliche Reibungspunkte beim Durchstecken des Schlüssels
Ein geübter Manipulator konnte diese Signale nutzen, um den Mechanismus Schritt für Schritt auszutesten.
• Abnutzung im Betrieb Durch regelmäßige Verwendung traten typische Abnutzungserscheinungen auf: - eingelaufene Führungsbahnen
- abgeschliffene Schieberkanten
- weicher werdende Federn
- vergrößertes Spiel im Durchsteckkanal
Diese Alterung führte dazu, dass der Mechanismus mechanisch deutlich hör- und fühlbarer wurde, wodurch Manipulationsansätze erleichtert wurden.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: rohe Gewalt (Hammer, Meißel, Brechen des Schlosskastens), Aufstemmen oder Durchschlagen dünner Beschläge, Angriff auf Tür oder Rahmen statt auf das Schloss.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren des Schieber- oder Zuhaltungsbereichs, Fräsen des Schlosskastens, Herausziehen oder Abhebeln bei schwacher Befestigung
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten der Schieber über den Schlüsseleinlass, Erkennen von Rastpunkten über den Vorschub des Werkzeugs, Decodieren über Verschleiß und Toleranzen.

Erkenntnisse
Johann Schweigers Durchsteckschlüssel-Schloss war eine funktionale und produktionsfreundliche Lösung für Alltagsanwendungen. Es setzte auf lineare Bedienung statt Rotation und bot eine einfache Konstruktion, die sich schnell verbreitete – allerdings ohne besondere Sicherheitsambitionen. Seine Schwachstellen liegen naturgemäß in Fertigungstoleranzen, mechanischem Feedback und Abnutzung. Heute wird das System weiterhin genutzt, jedoch überwiegend im Möbel- und Innenraumbereich, nicht im Hochsicherheitskontext.

Samuel Segal (1912)

Bezeichnung: Jimmy-Proof-Schloss
Erfinder: Samuel Segal – selbst New Yorker Polizeibeamter, erfand 1912 das Jimmy-Proof-Schloss, ein neuartiges Türschloss, das speziell gegen das damalige Standard-Einbruchverfahren entwickelt wurde: das „Jimmyn“, also das Aufhebeln der Tür mit Brechstangen oder Keilen. Sein System basierte auf: zwei vertikal beweglichen Riegelbolzen, einem Schwenk- bzw. Rotationsmechanismus, der die Riegel gleichzeitig blockiert, einer massiven Innenaufbau-Montage, die unabhängig vom Türrahmen funktioniert, einer Bauweise, bei der Tür und Zarge nicht auseinandergehebelt werden können. Das Jimmy-Proof-Schloss war eines der ersten Systeme, das gezielt gegen Aufhebelangriffe konstruiert wurde und damit eine völlig neue Kategorie von Türsicherheit begründete.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Dieses Schloss wird immer noch millionenfach eingesetzt. Moderne Jimmy-Proof-Schlösser sind bis heute besonders in den USA und Asien verbreitet, typischerweise in:
- Mietwohnungen
- Altbau-Holztüren
- Mehrfamilienhäusern
- Apartment- und Brownstone-Bauten in Großstädten
Der Grund: Sie lassen sich von innen montieren, ohne die Türstruktur selbst zu schwächen. Aktuelle Modelle besitzen: gehärtete Riegel, verbesserte Schwenkbügel, Anti-Bohr-Platten, verbesserte Befestigungssysteme, moderne Zylinderaufnahmen (Euro- oder Rundzylinder). Damit ist das Jimmy-Proof-Schloss auch heute noch ein verbreitetes, zuverlässiges Nachrüst-System für Türsicherheit.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch frühe Jimmy-Proof-Modelle hatten gewisse Toleranzschwächen:
- leicht unterschiedliche Höhenlagen der Doppelriegel
- Spiel im Schwenkbügel-Mechanismus
- ungleichmäßige Materialpassung zwischen Riegel und Schließkasten
- variierende Riegelwege
Wenn diese Toleranzen zu groß waren, konnte ein Angreifer in seltenen Fällen übermäßigen Druck auf das Türblatt erzeugen, sodass der Riegelmechanismus minimal nachgab.
• Mechanisches Feedback Da das Schloss innen montiert ist, sind manipulative Rückmeldungen sehr begrenzt. Trotzdem konnten frühe Modelle geringe Hinweise geben:
- leichtes Spiel im Schwenkmechanismus
- fühlbare Rastpunkte im Drehwerk
- hörbare Kontaktgeräusche bei dünneren Gehäusen
Diese Informationen reichen jedoch kaum für eine echte Feinmanipulation, da der Mechanismus im Gegensatz zu Stift- oder Scheibenschlössern nicht sequenziell arbeitet.
• Abnutzung im Betrieb Durch regelmäßige Nutzung entstanden typische Verschleißbilder:
- eingelaufene Schwenkbügel
- abgeschrägte Riegelkanten
- leichtes Ausschlagen der Schraubpunkte
- vergrößertes Spiel im Mechanismus
Diese Abnutzung konnte das Schloss gegen starke Hebelkräfte etwas anfälliger machen, allerdings nicht gegen Manipulationsversuche.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: massives Aufbrechen der Tür selbst (nicht des Schlosses), gewaltsames Hebeln an Türblatt oder Türrahmen, Einsatz von Brechstangen, Keilen, Schlagwerkzeugen, Angriffe auf schwache Türstrukturen.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren des Zylinders (nicht des Schlosskörpers), Entfernen oder Herausreißen der Oberflächenplatte bei schlechter Montage, Fräsen der Zylinderaufnahme.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten des eingesetzten Zylinders (Gilt nur, wenn der Zylinder manipuliertbar ist) Decodieren des Zylinders über Abnutzung oder Toleranzen leichte Spielausnutzung im Schwenkmechanismus

Erkenntnisse
Samuel Segals Jimmy-Proof-Schloss war ein Meilenstein der praktischen Türsicherheit. Es bekämpfte genau die Schwachstelle, die zu jener Zeit am häufigsten genutzt wurde: das Aufhebeln. Statt den Zylinder oder die Mechanik zu schützen, verstärkte das System die Türstruktur als Ganzes – ein damals revolutionärer Ansatz. Seine Schwächen liegen: - primär im Tür- und Rahmenmaterial - sekundär im eingesetzten Zylinder - kaum im Mechanismus selbst Bis heute bleibt das Jimmy-Proof-Schloss eines der effektivsten Nachrüstsysteme gegen Hebelangriffe an Standardtüren.

Harry Soref (1924)

Bezeichnung: Vorhängeschloss
Erfinder: Harry Soref gründete 1924 die Firma Master Lock und entwickelte ein neuartiges, besonders widerstandsfähiges Vorhängeschloss, das den Markt nachhaltig veränderte. Sein entscheidender Beitrag war: ein laminierter Schlosskörper, bestehend aus übereinander gestapelten und miteinander vernieteten Stahlplatten, ein extrem robuster Bügel aus gehärtetem Stahl, ein kostengünstiges, aber widerstandsfähiges Fertigungsverfahren, ein kompaktes Design, das gegen viele gängige Angriffe der damaligen Zeit resistenter war. Soref wollte ein Vorhängeschloss schaffen, das sowohl erschwinglich als auch sicher ist – und das gelang ihm. Das laminierte Vorhängeschloss wurde zum weltweiten Standard in Industrie, Transport und privater Nutzung.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Sorfs Grundkonzept ist weltweit Standard. Heutige Vertreter:
- klassische laminierte Vorhängeschlösser für Industrie und Heimgebrauch
- wetterfeste Outdoor-Varianten
- Vorhängeschlösser mit Stiftzylinder oder Scheibenschlossmechanik
- hochsichere Bügelvarianten mit Borstahl oder gehärtetem Carbonstahl
- Zahlenschloss-Adaptionen auf Basis des laminierten Korpus
Master Lock produziert bis heute modernisierte Versionen von Sorefs Originaldesign. Zahlreiche Hersteller weltweit haben das Prinzip übernommen. Das von Soref etablierte Konzept ist eines der langlebigsten Designs der Schließtechnikgeschichte.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Frühe Modelle hatten teilweise:
- seitliches Spiel im Bügel
- leicht variierende Fertigungsqualität der Lamellen
- ungleichmäßige Passung der Kernmechanik
- Toleranzen in den Stiftkammern (bei Stiftzylinder-Varianten)
Das konnte dazu führen, dass die Mechanik mechanisch lesbarer wurde, vor allem bei alternden Schlössern.
• Mechanisches Feedback Je nach Modell (Riegelsystem oder Stiftzylinder) gab es spürbares Feedback:
- leichtes „Setzen“ der Stifte bei Zylinderschlössern
- fühlbares Klemmen des Bügels kurz vor dem Öffnungspunkt
- hörbare Rückmeldungen der inneren Riegel
Diese Signale konnten genutzt werden, um den Mechanismus zu analysieren, allerdings nur bei Schlössern mit schlichtem Zylinder.
• Abnutzung im Betrieb Durch Witterung und Nutzung entstanden typische Probleme:
- Rost in den Lamellen (vor allem bei unvernickelten Stahlvarianten)
- ausgeschlagene Bügelführungen
- Stiftabnutzung im Zylinder
- korrodierte Federn oder Riegel
Diese Abnutzung machte manche Vorhängeschlösser deutlich leichter manipulierbar, während sehr alte Modelle manchmal sogar durch „Klopfen“ oder Bügeldruck versagten.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Bolzenschneider / Kneifwerkzeuge Winkelschleifer / Trennscheiben Hammer- und Meißelangriffe Aufbrechen des Bügels durch Hebelkräfte
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren des Zylinders (falls kein Anti-Bohrschutz vorhanden ist) Fräsen des Schlosskörpers an dünnen Stellen Herausdrücken oder Herausziehen des Bügels bei schlechter Passung Aufhebeln bei ungeschützter Montage
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten des Stiftzylinders (falls vorhanden) Decodieren einfacher Zahlenschlossvarianten Ausnutzen von mechanischem Feedback bei verschlissenen Mechaniken

Erkenntnisse
Harry Soref revolutionierte 1924 das Vorhängeschloss mit einem laminierten Stahlkörper, der robust, kostengünstig und massentauglich war. Sein Konzept ist bis heute einer der meistgenutzten Standards der Welt und ein Paradebeispiel dafür, wie industrielle Herstellbarkeit und Sicherheit kombiniert werden können. Die Schwachstellen liegen traditionell im Bügel und in einfachen Zylindervarianten, nicht in der stabilen Lamellenkonstruktion. Moderne Versionen basieren weiter auf Sorefs Grundidee und sind bis heute fester Bestandteil der globalen Sicherheitstechnik.

Sylvester Wöhrle (1924)

Bezeichnung: Schließzylinder mit Hahnprofil
Erfinder: Sylvester Wöhrle meldete 1924 ein neuartiges Schließzylinder-System mit Hahnprofil an, ein für die damalige Zeit fortschrittliches Mittelprofil, das die Sicherheit und Variabilität von Zylinderschlössern verbessern sollte. Das sogenannte „Hahnprofil“ zeichnete sich aus durch: ein profilgeführtes, nicht einfach kopierbares Schlüsselbett, zusätzliche seitliche Führungskonturen, eine komplexere Schlüsselgeometrie als bei herkömmlichen Rund- oder Flachschlüsseln, eine Zylinderform, die Manipulation über einfaches Werkzeug erschwerte. Wöhrle wollte ein System schaffen, das im Kern auf klassischen Stiftzuhaltungen basiert, aber durch ein markantes Schlüsselprofil zusätzliche mechanische Barrieren einführt. Das Hahnprofil wurde später in verschiedenen Varianten nachgeahmt und beeinflusste die Entwicklung moderner Profilzylinder

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Moderne Nachfolger existieren in Form von:
- europäischen Profilzylindern mit individuellen Schlüsselprofilen
- proprietären Markenprofilen für Schließanlagen
- Schutzprofilen mit seitlichen Führungen oder asymmetrischen Schlüsselkanten
- historischen Nachbau-, Retro- oder Museumszylindern
Viele heutige Profilzylinder greifen Wöhrles Grundidee auf: Ein komplexes Schlüsselprofil als passiver Manipulationsschutz. Technisch wurden diese Systeme später durch Sicherheitsstifte, Hartmetallbarrieren und multifunktionale Schlüsselkanäle ergänzt.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Wie bei vielen Zylindern der frühen 20er Jahre gab es typische Produktionsstreuungen:
- unterschiedlich laufende Stiftkanäle
- variierende Federhärten
- leichtes Seiten- und Höhen­spiel der Stifte
- ungleichmäßige Profilprägung des Hahnkanals
Diese Toleranzen führten dazu, dass einzelne Stifte früher oder deutlicher Feedback gaben, was Manipulation begünstigte, besonders bei älteren oder schlecht gewarteten Exemplaren.
• Mechanisches Feedback Das Hahnprofil erschwerte das Einführen von Werkzeugen, aber der Zylinder selbst gab dennoch:
- präzise Setzpunkte bei jeder Stiftkammer
- leichtes Nachgeben des Kerns bei korrekt gesetztem Stiftpaar
- hörbare und fühlbare Reibungsunterschiede bei verschlissenen Modellen
- deutliche Drehmomentveränderungen beim Ansprechen einzelner Stifte
Damit blieb das System – wie jedes Stiftzuhaltungssystem, grundsätzlich manipulierbar, auch wenn das Profil den Zugang erschwerte.
• Abnutzung im Betrieb Durch regelmäßige Nutzung entstanden typische Verschleißmerkmale:
- abgeschrägte Schlüsselstiftköpfe
- eingelaufene Stiftkanäle
- gealterte Federn mit schwankender Kraft
- erhöhtes Kernspiel durch Abnutzung
Diese Veränderungen machten die Mechanik deutlich lesbarer und die Manipulation einfacher, insbesondere bei stark beanspruchten Zylindern.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Durchbrechen oder Aufbohren der Türstruktur Winkelschleifer, Schlagwerkzeuge, Aufhebeln am Beschlag Angriff auf Rahmen oder Türblatt statt auf den Zylinder
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren der Stiftkanäle (historisch ohne Hartmetall gut möglich), Fräsen oder Herausbrechen des Zylinders, Ziehen des Zylinders bei schlechter Beschlagssicherung.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten des Zylinders über Drehmoment Decodieren über Setzpunkte Manipulation über Abnutzung oder Toleranzen begrenzte Werkzeugzugänglichkeit durch das Hahnprofil

Erkenntnisse
Sylvester Wöhrles Hahnprofil-Zylinder war ein wichtiger Entwicklungsschritt zwischen einfachen Rundzylindern und modernen Profilzylindern. Er schuf ein System, das über das Schlüsselprofil selbst eine zusätzliche Barriere einführte und damit Manipulation erschwerte, ohne den Grundmechanismus zu verändern. Die Schwachstellen lagen, wie üblich, in Abnutzung, Toleranzen und fehlendem zerstörungshemmendem Materialschutz. Als Konzept bleibt das Hahnprofil ein früher Vorläufer der heutigen Sicherheits- und Markenprofile in komplexen Schließanlagen.

Fritz Schori (1934)

Bezeichnung: Wendeschlüssel Kaba 8
Erfinder: Fritz Schori entwickelte 1934 das revolutionäre Kaba 8-Wendeschlüsselsystem, eines der ersten wirklich hochpräzisen Zylindersysteme mit beidseitig nutzbarem Schlüssel, das gleichzeitig mehrere Sicherheitsinnovationen vereinte. Sein Konzept basierte auf: acht radial angeordneten Stiften (statt linearer Stiftpaare wie bei Yale), einem symmetrischen Wendeschlüssel, der unabhängig von der Einsteckrichtung funktioniert, einer hochkompakten, zylindrischen Mechanik mit enorm enger Toleranzführung, einer Schlüsselgeometrie, die deutlich schwerer nachzufertigen war als klassische Einschnittschlüssel. Kaba 8 war damit eines der ersten Hochsicherheits-Zylindersysteme, das industriell zuverlässig gefertigt werden konnte. Schori schuf ein System, das Jahrzehnte lang als Referenz für manipulationsresistente Schließtechnik galt.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Moderne Nachfolger:
- Kaba 20, Kaba quattro, Kaba experT
- Weitere Generationen mit Mehrreihensystemen, Magnetcode-Elementen oder variablen Schlüsseltiefen.
Auch heute noch: nutzen viele Schließanlagen weltweit das Kaba-8-Grundprinzip, arbeiten Hotels, Behörden und Industriekunden mit Nachfolgesystemen der gleichen Basislogik, werden Wendeschlüssel-Zylinder als Hochsicherheitsstandard gesehen. Schoris Kaba 8 ist ein direkter Vorläufer fast aller modernen Wendeschlüssel-Systeme, und sein Grundprinzip wird bis heute genutzt.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Auch das Kaba-8-System konnte Produktionsstreuungen aufweisen, wenn auch deutlich geringer als bei älteren Systemen:
- minimal unterschiedliche Stiftvoreinstellungen
- leichtes Radialspiel in einzelnen Tunneln
- Varianzen in Federkraft
- Unterschiede in den Schlüsselprofilrundungen
Diese Abweichungen konnten in seltenen Fällen minimale Hinweise geben, welche Stifte bereits nahe ihrer Sollposition waren.
• Mechanisches Feedback Kaba 8 war bekannt dafür, dass es sehr wenig verwertbares Feedback lieferte. Dennoch konnten geübte Manipulatoren gewisse Signale erkennen:
- leichtes Einrasten beim Setzen eines radialen Stifts
- minimal spürbare Drehmomentveränderungen
- feine Reibungspunkte beim Durchdrehen
Allerdings war das Feedback im Vergleich zu linearen Pin-Tumbler-Systemen spürbar geringer, da alle Stifte radial wirken und der Kern weniger kippanfällig ist.
• Abnutzung im Betrieb Mit den Jahren traten typische Verschleißmerkmale auf:
- abgeschrägte Stiftspitzen
- leicht erweitertes Tunnelspiel
- abgenutzte Schlüsselrillen
- gealterte Federn
Diese Abnutzung machte das System mechanisch lesbarer, aber immer noch deutlich manipulationsresistenter als klassische Profilzylinder.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: rohe Gewalt am Beschlag oder Zylinder Winkelschleifer / Trennwerkzeuge Aufhebeln des Türrahmens statt Angriff auf den Zylinder
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren der radialen Stiftkammern (bei Modellen ohne Hartmetalleinsatz), Fräsen des Zylinders, Ziehen oder Abreißen bei unzureichend geschützter Montage.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Tasten der radialen Stifte Ausnutzen minimaler Drehmomentveränderungen Decodieren über Verschleiß oder seltene Fertigungstoleranzen

Erkenntnisse
Fritz Schoris Kaba-8-System war ein Meilenstein der Zylinderschließtechnik. Er kombinierte ein innovatives Wendeschlüsselprofil mit einem radialen Stiftlayout, das Manipulationsangriffe massiv erschwerte und gleichzeitig eine hohe Fertigungspräzision erlaubte. Die Schwächen lagen, wenn überhaupt, in minimalen Toleranzen, in Abnutzung und in zerstörenden Methoden, nicht im Funktionsprinzip selbst. Kaba 8 wurde zu einem der langlebigsten und einflussreichsten Hochsicherheitszylindersysteme der Welt und bildet die Basis für moderne Wendeschlüsseltechnologien.

1974 – 1999

Zwischen 1974 und 1999 entstanden Schlösser in einer Zeit, in der Technik immer digitaler wurde. Elektronik hielt Einzug in Firmen, später auch in Privathaushalte. Genau das veränderte auch die Art, wie man Sicherheit dachte. 1974 kamen erste elektronische Zugangssysteme auf den Markt. Noch sperrig, aber ein deutlicher Hinweis darauf, wohin sich die Branche bewegt. In den 80ern verbesserten Hersteller ihre Zylinder deutlich: präzisere Stifte, engere Toleranzen, bessere Materialien. Manipulation wurde anspruchsvoller, rohe Gewalt weniger effektiv. In den 90ern folgte der nächste Schritt. Magnet- und Chipkarten tauchten auf, teils kombiniert mit klassischen Mechaniken. Diese hybriden Systeme legten den Grundstein für alles, was heute selbstverständlich wirkt. Die Phase zeigt gut, wie sich Sicherheit verändert, sobald Technik neue Möglichkeiten eröffnet. Mechanik blieb wichtig, bekam aber einen starken digitalen Partner.

Klaus Abend, Johannes Filthaut (1974)

Bezeichnung: Schließsystem Dorma codic
Erfinder: Klaus Abend und Johannes Filthaut entwickelten 1974 das Dorma Codic Schließsystem, ein damals hochmodernes Zylinderkonzept mit mehrreihiger Codierung und einem charakteristischen, technisch anspruchsvollen Schlüsselprofil. Das System basierte auf: mehrere Reihen codierter Stifte (meist 2–3 Ebenen), einem asymmetrischen, hochgeführten Codic-Schlüsselprofil, das unberechtigte Werkzeugführung erschwerte, einer Kombination aus vertikaler und seitlicher Codierung, einer sehr engen Toleranzführung, die deutlich weniger mechanisches Feedback zuließ als klassische Profilzylinder. Dorma Codic war eines der ersten Systeme, das professionelle Schließanlagentechnik mit erhöhtem Kopierschutz kombinierte, und gilt als früher Vertreter der modernen „Sicherheits- und Schutzprofile“.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Das ursprüngliche Codic-System wird heute nicht mehr produziert, aber seine Grundprinzipien leben fort. Moderne Nachfolger von DormaKaba (nach Fusion) greifen auf:
- mehrreihige Stiftsysteme,
- asymmetrische oder mehrdimensionale Schlüsselprofile,
- mechanische Kopierschutz-Elemente,
- hochpräzise Fertigung mit engen Toleranzen zurück – alles Eigenschaften, die im Codic-System bereits angelegt waren.
Heute finden sich diese Ideen in:
- Kaba experT,
- Kaba quattro,
- DormaKaba Matrix- und 8-Hebel-Systemen, modernen Hochsicherheits-Schließanlagen.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Auch wenn Codic für seine Präzision bekannt war, gab es natürliche Streuungen:
- geringfügige Unterschiede in der Höhe der Stiftreihen
- seitliches Spiel im mehrreihigen Kern
- Varianzen in der Federhärte
- leichte Asymmetrien im Schlüsselprofil
Diese Toleranzen konnten vereinzelt dazu führen, dass einzelne Stiftpaare minimal früher Rückmeldung gaben, was geübte Manipulatoren theoretisch nutzen konnten, jedoch deutlich schwerer als bei Standard-Profilzylindern.
• Mechanisches Feedback Dorma Codic war für seine reduzierte Feedback-Übertragung bekannt. Trotzdem existierten:
- sehr feine Setzpunkte bei korrekt gesetzten Stiften
- minimal wahrnehmbare Drehmomentveränderungen
- Reibungsänderungen bei verschlissenen oder ungepflegten Zylindern
Durch die mehrreihige Anordnung wurde der Kern insgesamt stabiler, wodurch weniger Kernkippung und damit weniger Feedback übertragen wurde.
• Abnutzung im Betrieb Mit der Zeit zeigte der Mechanismus typische Alterungsmerkmale:
- abgeschrägte Schlüsselstiftköpfe
- leicht erweitertes Spiel im mehrreihigen Stiftbett
- nachlassende Federkräfte
- Abnutzung im komplexen Schlüsselprofil
Diese Abnutzung konnte das Schloss mechanisch lesbarer machen, allerdings blieb es robuster als viele zeitgenössische Systeme.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: gewaltsames Herausbrechen oder Aufbohren des Türbeschlages, Winkelschleifer / Trennwerkzeuge, Angriff auf Tür oder Rahmen als funktionaler Bypass.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren der Stiftreihen (historisch vor Hartmetalleinsatz möglich), Fräsen der Zylinderfront, Ziehen oder Abreißen bei schwacher Montage ohne Schutzbeschlag.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: gezieltes Setzen der mehrreihigen Stifte, Tasten über minimales Drehmoment, Decodieren über Toleranzen oder Verschleiß.

Erkenntnisse
Das Dorma Codic System von Abend und Filthaut war ein bedeutender Schritt in der Entwicklung moderner Schließanlagentechnik. Die Kombination aus mehrreihigen Stiften, komplexem Profil und enger Fertigung machte es zu einem der fortschrittlichsten Systeme seiner Zeit. Seine Schwächen lagen hauptsächlich in zerstörenden Angriffen und fehlenden Hartmetallschutzmaßnahmen, nicht in der Mechanik selbst. Die Grundidee des Codic-Systems bildet bis heute die Basis vieler moderner Hochsicherheitszylinder von DormaKaba und anderen Herstellern.

Tor Sornes (1976)

Bezeichnung: Lochkartenschloss
Erfinder: Tor Sornes erfand 1976 das erste elektromechanische Lochkartenschloss, das Grundlage für die gesamte moderne Hotel-Schließtechnik wurde. Die Idee war radikal neu: Nicht mehr ein physischer Schlüssel codiert das Schloss, sondern eine Lochkarte, die beim Einschieben elektrische oder mechanische Kontakte aktiviert und so die Tür freigibt. Das System basierte auf:
- Einer kunststoff- oder papierbasierten Lochkarte mit definierter Lochcodierung.
- Einem Lesemechanismus, der die Lochung elektrisch oder mechanisch erkennt.
- Einem elektromechanischen Sperrwerk, das den Riegel freigibt.
- Einem schnell austauschbaren Codeprinzip (einfach Karte ändern = Schloss neu codiert).
Für die Hotelbranche war das revolutionär: Verlorene Schlüssel waren kein großes Risiko mehr, Codes konnten sofort geändert werden, und Gäste mussten keine Metall-Schlüssel tragen. Sornes legte damit den Grundstein für heutige Magnet-, Chip- und RFID-Kartenschlösser.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Die klassischen Lochkartenschlösser nach Sornes werden heute kaum noch produziert, aber ihre Nachfolgetechnologien dominieren weltweit:
- Magnetkarten-Hotelschlösser
- Chipkarten / Smartcards
- RFID-Karten
- elektronische Zutrittskontrollen mit wechselbaren Codemedien
- NFC- und Smartphone-basierte Systeme Viele Hersteller (z. B. VingCard, später Teil von ASSA ABLOY) bauten direkt auf Sornes' Prinzip auf.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Frühe Lochkartenleser hatten typische Produktionsschwankungen:
- ungleichmäßige Sensorauslösung
- variierende Kontaktfederspannung
- kleine Abweichungen in der Position der Lesestifte
- leichte Verschiebungen durch mechanische Abnutzung
Diese Toleranzen konnten dazu führen, dass leicht verbogene oder unpräzise Lochkarten trotzdem als gültig gelesen wurden, was Missbrauch begünstigte.
• Mechanisches Feedback Da die Kartenführung mechanisch war, gab es gewisse Rückmeldungen:
- ein fühlbares Einrasten beim Einführen der Karte
- leichtes Nachgeben einzelner Lesekontakte
- hörbare Unterschiede bei verschlissenen Kontaktstiften
Geschulte Personen konnten daraus ableiten, wo sich aktive Lesekontakte befanden, was theoretisch das Nachmachen einer funktionierenden Karte erleichtern konnte.
• Abnutzung im Betrieb Durch ständige Nutzung, besonders in Hotels, traten typische Verschleißeffekte auf:
- abgenutzte Kontaktpins
- verringerte Federkraft
- korrodierte elektrische Kontakte
- ausgeschlagene Karteneinzüge
Diese Abnutzung konnte Fehlinterpretationen der Codierung ermöglichen, wodurch das Schloss anfälliger für unpräzise oder manipulierte Karten wurde.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen der Tür oder des Einsteckkastens Hebelangriffe auf den Türrahmen mechanische Gewalt gegen den Kartenleser
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren oder Aufhebeln des Leserkopfes Kurzschließen oder Manipulieren des Elektromechanismus Extrahieren der Kartenschacht-Abdeckung
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Analyse der Karte über mechanisches Feedback, Nachmachen einer funktionierenden Lochkarte, Toleranzbedingtes Decodieren durch Testkarten.

Erkenntnisse
Tor Sornes revolutionierte 1976 den Zugangskontrollmarkt mit seinem Lochkartenschloss. Zum ersten Mal wurde Zutritt nicht über Metallmechanik, sondern über variabel codierbare Informationsträger gesteuert. Das System war wegweisend, auch wenn es aus heutiger Sicht anfällig für Verschleiß, Toleranzen und elektromechanische Manipulation war. Seine größte Stärke: Die sofortige Neukodierbarkeit – ein entscheidender Vorteil gegenüber klassischen Schlüsselsystemen. Sornes’ Erfindung bildet die historische Wurzel moderner Hotel- und Zutrittssysteme und bleibt damit ein Meilenstein der Schließtechnik.

Charles Walton (1983)

Bezeichnung: elektronische RFID-Schloss
Erfinder: Charles Walton gilt als der Erfinder des RFID-Prinzips für sicherheitsrelevante Anwendungen. 1983 meldete er ein Patent an, das erstmals die kontaktlose Identifikation eines Berechtigungsträgers (Transponder/Karte) zur Zutrittskontrolle beschrieb, die Geburtsstunde des modernen RFID-Schlosses. Sein System basierte auf: einem passiven oder aktiven RFID-Transponder, einem Lesegerät, das ein elektromagnetisches Feld erzeugt, einem codierten Antwortsignal, das nur vom autorisierten Transponder kommt, einer elektronischen Steuereinheit, die nach erfolgreicher Identifikation den Riegel freigibt. Waltons Ansatz war revolutionär, weil er erstmals berührungslose Identifikation in sicherheitsrelevante Anwendungen brachte. Damit war ein zentraler Grundstein für moderne Hoteltüren, Firmenschlösser, Zutrittskontrollen und Smart-Locks gelegt.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
RFID ist heute eines der weltweit wichtigsten Zutrittssysteme. Direkte Nachfolger finden sich in:
- Hotelkartenschlössern (MIFARE, LEGIC, HID usw.)
- Firmen- und Behördenzugängen
- Parkhäusern und Schranken
- Smart-Home-Türschlössern
- Industrie- und Laborzugangssystemen
RFID hat sich in mehreren technologischen Generationen weiterentwickelt:
- LF-RFID (125 kHz, frühe Systeme)
- HF-RFID (13,56 MHz, z. B. MIFARE, NFC)
- UHF-RFID (Industriezutritt, größere Reichweiten)
- kryptographisch abgesicherte RFID-Schlüssel der neuesten Generation
Waltons Prinzip ist damit heute allgegenwärtig und bildet die Basis nahezu aller modernen, berührungslosen Zutrittssysteme.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Frühe RFID-Systeme litten unter technischen Streuungen: ungleich empfindliche Antennenspulen, variierende Reichweiten, leichte Ungenauigkeiten bei der Auswertung schwacher Transpondersignale, toleranzbedingte Fehlinterpretationen bei Störsignalen. Diese Abweichungen konnten dazu führen, dass fremde oder ungenau kopierte RFID-Tags in seltenen Fällen akzeptiert wurden, ein Effekt früher Systeme mit schwacher Codierung.
• Mechanisches Feedback
Mechanisches Feedback spielte bei RFID-Schlössern nur eine Nebenrolle. Es gab lediglich:
- hörbare Relais- oder Magnetschnapper
- minimale Vibration beim Riegelmotor
- kaum spürbare Rückmeldungen am Lesegerät selbst
Für Angreifer bot das keine verwertbaren Manipulationspunkte, da die sicherheitsrelevante Logik rein elektronisch war.
• Abnutzung im Betrieb Verschleiß zeigte sich hauptsächlich an:
- Tasten oder Abdeckungen des Lesemoduls
- oxidierten Kontakten bei Hybridlesern
- alternden Spulen oder schwächer werdenden Transponderelementen
- Riegelmechanik (bei elektromechanischer Kopplung)
 Elektronische Alterung konnte Fehlinterpretationen begünstigen, aber selten gezielt ausgenutzt werden.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen des Türrahmens oder des Schlosskastens Hebelwerkzeuge, Meißel, Winkelschleifer Angriff auf Türblatt oder Beschlag statt auf die Elektronik
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren oder Abreißen des Lesegeräts, Kurzschließen der Elektronik, Trennen der Leitungen (je nach System), Umgehung des elektrischen Riegels durch direkten Zugang zur Mechanik.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Kopieren einfacher RFID-Tags (frühe 125-kHz-Systeme besonders anfällig), Auslesen unverschlüsselter Transponder, Replay-Angriffe bei sehr alten Modellen, Störsignale zur Fehlinterpretation.

Erkenntnisse
Charles Walton schuf 1983 die Grundlage für ein völlig neues Sicherheitskonzept: kontaktlose Identifikation statt mechanischer Schlüssel. Sein RFID-Schloss veränderte die Zutrittskontrolle grundlegend und ermöglichte flexible, schnell änderbare Berechtigungssysteme. Schwachstellen früher Modelle lagen vor allem:
- in unverschlüsselten RFID-Transpondern
- in elektromechanisch leicht angreifbaren Bauteilen
- in zerstörerischen Angriffen auf das Türumfeld
Heute ist das RFID-Schloss Waltons einer der wichtigsten Vorläufer moderner, digitaler und kryptografisch abgesicherter Zutrittssysteme – ein echter Meilenstein der Sicherheitstechnik.

Paul E. Szabo (1985)

Bezeichnung: Kaba Nova
Erfinder: Paul E. Szabo entwickelte 1985 das Kaba Nova System, eine der fortschrittlichsten Weiterentwicklungen des mehrreihigen Wendeschlüssels. Während frühere Kaba-Systeme wie Kaba 8 oder Kaba 20 auf radialen Stiftanordnungen basierten, führte Nova eine komplexe Mehrkanal- und Mehrreihencodierung ein, kombiniert mit erhöhtem Kopierschutz und extrem enger Fertigung. Kernmerkmale des Kaba-Nova-Systems: mehrere Reihen radialer Stifte, die gleichzeitig codiert werden, ein hochkomplexes Wendeschlüsselprofil, das asymmetrisch und tief geführt ist, zusätzliche Profilbarrieren, die das Einführen fremder Werkzeuge stark einschränken, ein Zylinderkern mit minimaler Kernkippung und hoher Präzision, optional integrierte mechanische Sicherungselemente gegen Picking und Nachschlüsselung. Szabo kombinierte damit mechanische Sicherheit, Kopierschutz und Schließanlagentauglichkeit in einer bis dahin unerreichten Form. Kaba Nova wurde eines der robustesten Schließsysteme der späten 80er und frühen 90er Jahre.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Die Original-Kaba-Nova-Serie wird heute in dieser Form nicht mehr produziert. Aber: Die Technik lebt in mehreren Nachfolgern weiter, darunter:
- Kaba quattro
- Kaba quattro plus
- Kaba experT / experT plus
- Kaba pextra / pextra+
- moderne DormaKaba-Hochsicherheitszylinder
All diese Systeme basieren auf Szabos Konstruktionsphilosophie: radial arbeitende Stiftreihen, Wendeschlüsselprinzip, komplexe Profilbarrieren, hohe Fertigungspräzision, zertifizierbare Schließanlagentechnik. Nova ist also ein direkter Vorläufer vieler heutiger Hochsicherheitsprofile.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Auch beim Nova-System gibt es natürliche Toleranzen, allerdings deutlich geringer ausgeprägt:
- minimal unterschiedliche Positionen einzelner Stiftkanäle
- geringes radial- oder axialbedingtes Spiel
- abweichende Federkräfte bei stark beanspruchten Zylindern
- unterschiede in der Mikrogeometrie des Schlüssels
Diese kleinsten Fertigungsstreuungen konnten in seltenen Fällen minimale Rückmeldungen liefern, allerdings nur für extrem geübte Spezialisten.
• Mechanisches Feedback Nova wurde gezielt darauf ausgelegt, so wenig Feedback wie möglich zu liefern. Trotzdem existiert ein theoretisch nutzbares Restfeedback:
- kaum spürbare Setzpunkte der radialen Stifte
- minimale Drehmoment-Unterschiede beim Annähern an die Sollhöhe
- leichte Reibungsvariationen bei verschlissenen Zylindern
Im Vergleich zu klassischen Pin-Tumbler-Systemen ist das Feedback extrem gedämpft.
• Abnutzung im Betrieb Durch Nutzung entstehen typische Verschleißerscheinungen:
- abgenutzte Stiftspitzen (wenig, aber spürbar)
- vergrößertes Spiel im Kern nach vielen Jahren
- leicht abgeschliffene Schlüsselrillen
- ermüdete Federn im Mehrreihenlayout
Diese Faktoren verstärken, je nach Alter, die mechanische Lesbarkeit, aber das Niveau bleibt deutlich über dem vieler konventioneller Systeme.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Herausbrechen, Aufbohren oder Abfräsen des Zylinders Winkelschleifer, Schlagwerkzeuge Bypass-Angriffe auf Tür/ Rahmen statt auf den Zylinder
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Bohren einzelner Stiftkanäle (historisch möglich, wenn ohne Hartmetalleinsatz), Ziehen des Zylinders ohne Schutzbeschlag, Fräsen der Frontplatte, Aufbrechen des Schließkanals.
Geringes Risiko: Feinmanipulation: Setzen einzelner radialer Stifte über minimalen Torsionsdruck, Decodieren über seltene Fertigungs- oder Verschleißtoleranzen, werkzeugtechnisch extrem anspruchsvolle Manipulation.

Erkenntnisse
Paul E. Szabos Kaba Nova war ein Meilenstein moderner Hochsicherheitszylinder. Es verband radial wirkende Mehrreihensysteme, asymmetrisches Schlüsselprofil und extreme Präzision in einer Form, die Manipulation massiv erschwerte. Die Schwachstellen lagen, wie bei allen hochwertigen Zylindern, weniger in der Mechanik selbst, sondern in:
- zerstörerischen Angriffen
- fehlenden Schutzbeschlägen
- alterungsbedingtem Verschleiß
Nova wurde zur Grundlage vieler späterer DormaKaba-Systeme und gilt bis heute als technisch bedeutender Schritt in der Entwicklung moderner Wendeschlüssel-Technologie.

Klaus Abend, Dieter Wienert, Johannes Filthaut (1987)

Bezeichnung: elektronisches Winkhaus Schloss
Erfinder: 1987 präsentierten Abend, Wienert und Filthaut ein vollwertiges elektronisches Schließsystem für Winkhaus, eine der ersten Lösungen, die elektronische Identifikation, Zutrittskontrolle und mechanische Verriegelung sauber miteinander kombinierten. Das System basierte auf: einem elektronisch codierten Schlüssel (frühe Transponder- oder Chiptechnik), einem elektronischen Leser im Zylinder, einer Steuerelectronik, die prüft, ob der Schlüssel autorisiert ist, einer mechanischen Verriegelung, die nur bei gültiger Identifikation freigegeben wird. Damit entstand einer der ersten echten Mechatronik-Zylinder Europas. Winkhaus war einer der Vorreiter bei der Idee, mechanische Schließtechnik mit elektronischer Zugangskontrolle zu verschmelzen, lange bevor „Smart Locks“ ein Massenmarkt wurden. Das System war besonders interessant für:
- Schließanlagen mit wechselnden Berechtigungen
- Firmen und Behörden
- große Wohnanlagen
- Bereiche mit Verlustschutz (Verlorener Schlüssel = sofort sperrbar)

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Das 1987er Winkhaus-System gilt als direkter Vorläufer moderner Mechatronikzylinder. Nachfolger sind heute weltweit im Einsatz:
- Winkhaus blueChip
- Winkhaus X-tra Systeme
- moderne Transponder- und Chipzylinder
- hybride mechanisch-elektronische Schließanlagen
- zeitgesteuerte Zutrittsprofile in Firmen und Behörden
Das Grundprinzip „mechanisch verriegeln, elektronisch autorisieren“ ist heute absoluter Standard in der modernen Zutrittskontrolle. Das elektronische Winkhaus-Schloss war einer der wichtigsten europäischen Schritte in Richtung intelligenter Türsysteme.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Wie bei frühen elektronischen Systemen gab es gewisse Streuungen: unterschiedliche Sensitivität der Kontaktpunkte oder Lesespulen, minimale Variationen im Schlüssel-Steckweg, leichte Abweichungen in der Position elektronischer Bauteile, unterschiedliche Reaktionszeiten der Steuerelektronik. Diese Toleranzen führten vereinzelt zu Fehllesungen, wurden aber nur in seltenen Fällen als Manipulationsansatz nutzbar.
• Mechanisches Feedback Da die sicherheitsrelevante Prüfung elektronisch erfolgt, liefert das Schloss selbst: kaum nutzbares mechanisches Feedback, lediglich hörbares Klicken des Freigabemotors oder Magnetschalters, minimale Drehmomentveränderungen beim Freigeben. Für klassischen Manipulationsangriff gab es daher wenig Angriffspunkte. Erst das nachgelagerte, rein mechanische Verriegelungselement war überhaupt manipulierbar, aber nur nach einer erfolgreichen elektronischen Identifikation.
• Abnutzung im Betrieb Abnutzung betraf hauptsächlich: elektrische Kontakte, Steckkanäle im Zylinder, Schlüsselflächen (bei hybriden Schlüsseltypen), Motor-/Magnetsperren bei intensiver Nutzung. Verschleiß konnte Fehlfunktionen erzeugen, aber nur selten gezielt als Angriff genutzt werden.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen des Beschlages oder des Türrahmens, Winkelschleifer, Brechwerkzeuge, Meißel, Angriff auf Türmaterial statt auf das Schloss.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren oder Herausbrechen des Elektronikmoduls, Manipulation des Freigabemotors durch direkten physikalischen Zugriff, Fräsen des Zylinders bei unzureichender mechanischer Schutzumgebung.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Analyse des Signals (bei frühen, unverschlüsselten Systemen möglich), Replay-Angriffe (nur bei sehr alten Prototypen relevant), Ausnutzen von Fehlkommunikation oder Störsignalen.

Erkenntnisse
Das elektronische Winkhaus-Schloss von 1987 war ein wichtiger Meilenstein der Zutrittstechnik. Mit der Kombination aus elektronischer Identifikation und mechanischer Verriegelung schufen Abend, Wienert und Filthaut eines der ersten Mechatronik-Zylindersysteme Europas. Seine Stärken lagen in:
- flexibler Berechtigungsvergabe
- hohem Verlustschutz
- geringem Manipulationsfeedback
Schwächen zeigten sich vor allem:
- bei zerstörenden Angriffen
- bei frühen ungeschützten Elektronikmodulen
- in altersbedingten elektronischen Störungen
Das System bildet die Grundlage vieler moderner Zutrittslösungen und gehört zu den bedeutenden Innovationsschritten der 80er Jahre in der Schließtechnik.

Volker Ziegler (1988)

Bezeichnung: elektronische Schließsystem CES alpha
Erfinder: Volker Ziegler entwickelte 1988 für CES eines der ersten vollwertigen elektronischen Schließsysteme in Zylinderbauform: CES alpha. Es war eines der frühesten Systeme, das elektronische Identifikation und mechanische Verriegelung im kompakten Formfaktor eines Profilzylinders vereinte, eine echte Innovation der 80er-Jahre. Das System basierte auf: einem elektronisch codierten Schlüssel (frühe Chip- oder Transpondertechnik), einem elektronischen Lesemodul direkt im Zylinder, einer intelligenten Steuereinheit, die die Berechtigung prüfte, einem mechanischen Riegelkern, der erst nach gültiger Identifikation freigegeben wurde, der Möglichkeit, verlorene Schlüssel softwareseitig zu sperren, ohne den Zylinder auszutauschen. CES alpha war damit eine der ersten digital verwaltbaren Schließanlagen, lange bevor elektronische Zutrittskontrolle im Gebäudebereich Standard wurde.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
CES alpha wird in seiner ursprünglichen Form nicht mehr produziert, aber das Prinzip lebt in modernen CES-Systemen vollständig weiter. Aktuelle Nachfolger:
- CES OMEGA FLEX
- CES OMEGA ACTIVE
- CES eCLIQ / elektronische CLIQ-Systeme (Kooperation)
- mechatronische und vollelektronische Zylinder mit Online- und Offline-Verwaltung
Die zentralen Elemente – elektronischer Schlüssel, elektronische Authentifikation, mechanische Verriegelung, stammen direkt aus der alpha-Idee von 1988. CES alpha gilt heute als Vorläufer der modernen Mechatronik- und elektronischen Schließtechnik in Europa.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Wie bei frühen elektronischen Zylindern gab es gewisse Produktionsstreuungen: variierende Empfindlichkeit der Lesekontakte, unterschiedliche Reichweite des Identifikationsfeldes, abweichende Positionierung der elektronischen Komponenten, leichte mechanische Toleranzen im Kombinationsbereich aus Elektronik und Mechanik. Diese Toleranzen führten gelegentlich zu Fehllesungen oder schlechter Erkennung, boten aber kaum ein nutzbares Manipulationsfenster.
• Mechanisches Feedback Da CES alpha primär elektronisch arbeitet, sind die mechanischen Rückmeldungen minimal: hörbares Klicken des Freigabeelements, leichte Drehmomentveränderung beim Freigeben des Kerns, kein nutzbares Sequenzfeedback wie bei mechanischen Zylindern. Für Manipulatoren war kaum etwas „fühlbar“, die sicherheitsrelevante Logik lag vollständig in der Elektronik. • Abnutzung im Betrieb Abnutzung betraf sowohl Elektronik als auch Mechanik: Kontaktverschleiß zwischen Schlüssel und Leseeinheit (bei Hybrid-Schlüsseln), gealterte elektronische Bauteile, Ermüdung des elektromechanischen Freigabemoduls, Verschleiß des mechanischen Kernteils. Alternde Komponenten konnten Fehlfunktionen verursachen, aber selten gezielt für Angriffe genutzt werden.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Herausbrechen oder Aufbohren des Türbeschlags Winkelschleifer, Meißel, Brechstangen Angriff auf Tür oder Rahmen statt auf den Zylinder
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: physisches Aufbohren der Elektronik-/Mechanikeinheit, Abreißen der elektronischen Frontmodule, Fräsen des Zylinders ohne Schutzbeschlag, direkte Manipulation der Freigabemechanik durch gewaltsamen Zugriff.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Auslesen alter unverschlüsselter Chips (für frühe Prototypen relevant), Replay-Angriffe bei schwachen Authentifikationsprotokollen, Störung der Elektronik durch gezielte Feldmanipulation.

Erkenntnisse
Das elektronische CES-alpha-System war 1988 ein visionärer Schritt in der Schließtechnik. Volker Ziegler schuf einen der ersten elektronischen Profilzylinder Europas, kombinierte Identifikation, Zutrittsverwaltung und Mechanik in einem Formfaktor, der bis heute Standard ist. Seine Stärken: sofortige Sperrbarkeit verlorener Schlüssel, flexible Berechtigungsverwaltung, hohe Manipulationsresistenz gegen klassische Pickmethoden. Seine Schwächen: zerstörbare Elektronikmodule, begrenzter Schutz gegen rohe Gewalt, frühe Chiptechnologie ohne moderne Kryptografie. CES alpha gehört zu den wichtigsten Meilensteinen auf dem Weg zu heutigen mechatronischen High-End-Zylindern.

Mijodrag Makivic (1992)

Bezeichnung: elektronischen Motorzylinder EMZY von EVVA
Erfinder: Mijodrag Makivic entwickelte 1992 für EVVA den EMZY, einen der ersten vollmotorisierten Schließzylinder, der Mechanik und Elektronik nicht nur kombinierte, sondern den kompletten Schließvorgang aktiv antrieb. Der EMZY war keine elektronische Variante eines mechanischen Systems, sondern ein völlig neuer Ansatz: ein integrierter Elektromotor, der den Schließkern eigenständig dreht, eine elektronische Identifikationseinheit (z. B. Transponder, Chip oder übergeordnetes Zutrittssystem), ein Sensorpaket, das Schlüsselzustand, Position und Drehstatus überprüft, ein automatisches Verriegeln und Entriegeln, gesteuert durch die Elektronik, optional Protokollierung und Anbindung an Gebäudemanagementsysteme. Der EMZY gilt als einer der Meilensteine der Mechatronik: Er verschob die Zuständigkeit für den Schließvorgang vom Menschen zum System, ein entscheidender Schritt Richtung heutiger automatisierter Zutrittslösungen.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
der EMZY selbst und seine Nachfolger werden weiterhin eingesetzt. Modernisierte Varianten existieren als: - EVVA EMZY Generationen - elektronische Motorzylinder in Schließanlagen - motorgesteuerte Anti-Panik- und Zutrittssysteme - integrierte Lösungen in modernen Gebäudemanagement-Architekturen Auch andere Hersteller haben später ähnliche Ansätze übernommen, aber EVVA bleibt eines der Referenzunternehmen in dieser Kategorie.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen Auch in frühen EMZY-Modellen gab es Toleranzen in:
- Motorlagerung
- Sensorpositionen
- Verriegelungswegen
- Kraftübertragung zwischen Motorwelle und Zylinderkern
Diese Toleranzen konnten im Worst Case zu Fehlinterpretationen führen (z. B. „Tür geschlossen“ bei minimal offenem Zustand), hatten aber kaum Manipulationswert, da der Motor und die Elektronik den Verriegelungsprozess strikt kontrollierten.
• Mechanisches Feedback Da der EMZY nicht klassisch mechanisch bedient wird, entfällt praktisch alles Pick-Feedback. Es gibt nur minimal wahrnehmbare Rückmeldungen:
- ein leises Motorgeräusch
- eine Veränderung des Drehmomentes, wenn der Kern automatisch bewegt wird
Für Manipulationsangriffe sind diese Signale irrelevant; der Zylinder ist ohne elektronische Freigabe mechanisch starr.
• Abnutzung im Betrieb Der EMZY zeigt typische elektromechanische Alterung:
- Motorverschleiß
- Abnutzung der Getriebestufen
- gealterte Sensorik oder Elektronikkontakte
- Verschleiß an der mechanischen Kupplung
Mit zunehmendem Alter kann es zu Fehlfunktionen kommen, z. B. Motor blockiert oder erkennt Schlüsselzustände falsch. Manipulationsrelevant ist das aber kaum.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Angriff auf den Beschlag oder Türrahmen, Herausbrechen des Zylinders, Winkelschleifer, Brechstangen, Schlagwerkzeuge, Aufbohren der mechanischen Verriegelung.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren der Motor-/Elektronikkomponenten, Fräsen der Zylinderfront, Entfernen des Elektromoduls durch physische Gewalt, Zugriff auf die mechanische Kupplung nach Beschlagzerstörung.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Pick- oder Decoderangriffe sind praktisch irrelevant, da der Kern ohne Freigabe nicht bewegt werden kann. Elektronische Angriffe (z. B. Protokollanalyse) waren bei frühen EMZY-Modellen theoretisch möglich, aber äußerst schwierig. Störsignale konnten Fehlfunktionen provozieren, aber selten Öffnungen.

Erkenntnisse
Mijodrag Makivic schuf 1992 mit dem EMZY einen der ersten vollmotorischen Schließzylinder, ein System, das den Schlüssel als reinen Identifikator nutzt und den eigentlichen Schließvorgang der Elektronik überlässt. Seine Stärken: hohe Manipulationsresistenz, flexible Anbindung an Zutrittskontrolle, automatisierte Verriegelung, integrative Mechatronik. Seine Schwächen: zerstörende Angriffe auf die Tür- bzw. Beschlagseite, Materialangriffe auf Motor und Zylinderkörper, elektronische Alterung bei langjährigem Betrieb. Der EMZY ist bis heute ein wichtiger Meilenstein der motorisierten Zutrittstechnik und beeinflusst nahezu alle modernen Smart-Lock-Architekturen.

Günter Uhlmann (1996)

Bezeichnung: elektronischen Schließzylinder mit Transponder
Erfinder: Günter Uhlmann entwickelte 1996 einen elektronischen Schließzylinder mit integriertem Transponderleser, der mechanische und elektronische Schließtechnik in einer kompakten, massentauglichen Form vereinte. Während frühere Systeme oft externe Lesegeräte, Motoren oder Zusatzmodule benötigten, integrierte Uhlmann:
- einen Transponderleser direkt im Zylinderkopf
- Elektronik, die den Transponder prüft und autorisiert
 - elektromechanische Freigabeeinheit, die den Kern erst nach erfolgreicher Identifikation entkoppelt
 - Einen klassischen mechanischen Schließkern, sodass Türen normal mit dem Schlüssel bedient werden können, aber nur nach elektronischer Freigabe.
Damit entstand ein echter Mechatronikzylinder, der in Form, Größe und Montage weitgehend einem normalen Profilzylinder entspricht. Der transponderbasierte Ansatz war besonders attraktiv für:
- Wohnanlagen
- Firmen
- Schließanlagen mit dynamischer Berechtigungsvergabe
- Nutzer, die elektronische Verwaltung ohne komplizierte Infrastruktur wollten

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Das Grundprinzip von Uhlmanns Entwicklung ist heute weit verbreitet und bildet die Basis vieler moderner Mechatroniksysteme. Nachfolger und Weiterentwicklungen:
- CES OMEGA ACTIVE / ACTIVE 2
- EVVA AirKey und AirKey-Hybridsysteme
- Winkhaus blueChip
- DormaKaba mechatronische Zylinder
- eCLIQ / elektronische CLIQ-Systeme
- zahlreiche moderne Transponder-Schließzylinder
Das Prinzip „Transponder autorisiert, Mechanik verriegelt“ ist auch heute noch eines der dominierenden Konzepte im elektronischen Schließmarkt.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Wie bei frühen Mechatronikzylindern gab es Toleranzschwankungen: Unterschiede in der Reichweite des Transpondersensors, minimale Abweichungen in der Antennenposition, leichte Varianzen bei der Kopplung zwischen Elektronik und mechanischem Kern, Toleranzen innerhalb der mechanischen Stiftmechanik (falls verwendet). Diese Streuungen konnten gelegentlich zu Fehllesungen führen, aber boten selten echte Manipulationsansätze.
• Mechanisches Feedback Durch die elektronische Freigabe gibt es ohne gültigen Transponder: keinerlei drehbares Feedback, keinen Setzpunkt, keinen mechanischen Angriffspfad. Nach erfolgreicher Freigabe verhält sich der Zylinder wie ein normaler mechanischer Kern, aber Manipulation wäre dann ohnehin irrelevant.
• Abnutzung im Betrieb Elektronische + mechanische Doppeltechnik bedeutet zweifachen Verschleiß: alternde Transponderkontakte oder Antennenelemente, gealterte elektronische Bauteile, mechanischer Verschleiß im Zylinderkern, Abnutzung der Kupplungsmechanik. Der entscheidende Punkt: Abnutzung erhöht die Gefahr von Fehlfunktionen, aber nicht die Manipulationschance.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen des Beschlages oder des Türrahmens, Winkelschleifer, Brechstange, mechanische Gewalt, Ziehen oder Abreißen des gesamten Zylinderkörpers.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren der Elektronikmodule, Fräsen des Zylinders, Angriff auf die mechanische Kupplung nach Entfernen des Zylinderkopfes, Kurzschließen oder mechanisch zerstören der Freigabeeinheit.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Transponderkopie (bei älteren, unverschlüsselten Modellen möglich), Replay-Angriffe bei einfachen Protokollen, Störsignalmanipulation (z. B. Abschirmung), mechanische Feinmanipulation ist nutzlos, solange die Freigabe fehlt.

Erkenntnisse
Günter Uhlmanns elektronischer Transponder-Schließzylinder von 1996 war ein entscheidender Schritt hin zu modernen Mechatronikzylindern. Er vereinte erstmals kompakt:
- elektronische Identifikation
- mechanische Verriegelung
- modulare Schließanlagenfähigkeit
Seine Schwächen lagen weniger in der Mechanik oder Elektronik an sich, sondern in: zerstörerischen Angriffen auf Tür/Beschlag, frühen unverschlüsselten Transpondertechnologien, und der Alterung elektrischer Komponenten. Das Grundprinzip lebt heute in nahezu allen modernen Zutrittssystemen fort und bildet die Basis für viele marktführende elektronische Zylinder.

Ludger Voss und Herbert Meyerle (1997)

Bezeichnung: elektronischen Schließzylinder SimonsVoss System 3060
Erfinder: Ludger Voss und Herbert Meyerle entwickelten 1997 das SimonsVoss System 3060, eines der ersten voll digitalen, batteriebetriebenen Schließsysteme im Format eines Profilzylinders. Die Innovation war deshalb so stark, weil das Schloss: vollständig kabellos arbeitete, die Energieversorgung per Batterie im Zylinderknauf integrierte, einen RFID- oder Transponderschlüssel als Identifikationsmedium nutzte, nach erfolgreicher Berechtigung eine elektromechanische Kupplung freigab, sich nahtlos in digitale Zutrittskontrollsysteme integrieren ließ. Das System 3060 war damit eines der ersten Schließsysteme, das wirklich offline und online verwaltbar war, ohne Kabel, ohne Motorzylinder, ohne externe Stromversorgung. Seine wichtigsten Merkmale: digitale Berechtigungsverwaltung sofortige Sperrung verlorener Schlüssel vollständige Protokollierung (Modellabhängig) sehr kompakter Formfaktor modulare Erweiterbarkeit für große Schließanlagen Das System wurde in der Gewerbe- und Behördenwelt extrem schnell zum Standard.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Das SimonsVoss-System 3060 ist bis heute eines der weltweit erfolgreichsten digitalen Schließsysteme. Aktuelle bzw. modernisierte Nachfolger:
- SimonsVoss 3060 (verschiedene Generationen)
- SimonsVoss AX-System
- digitale SmartHandles
- integrierte Online- und Funk-Gateways
- Zutrittssoftware „LDB / WaveNet / SmartIntego“
Das Funktionsprinzip – kabelloser, batteriegespeister, elektronischer Zylinder, ist heute ein global etablierter Standard, der auf der 3060-Architektur basiert.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Auch beim System 3060 gibt es produktionstypische Streuungen: leicht variierende Reichweite der RFID-Antenne, Toleranzen bei der Position der Kupplungsmechanik, Unterschiede in Feder- und Magnetmechaniken im Knauf, variierende Erkennungssensitivität bei älteren Transpondern. Diese Toleranzen führen hauptsächlich zu Fehlinterpretationen (z. B. Schlüssel wird nicht erkannt) – nicht zu sicherheitsrelevanten Öffnungen.
• Mechanisches Feedback Da der Zylinder ohne elektronische Freigabe mechanisch blockiert bleibt, gibt es nahezu kein Pick-Feedback: keine Setzpunkte, kein Kernspiel, kein Öffnungssignal durch Torsionsdruck. Die Mechanik arbeitet erst nach elektronischer Freigabe, wodurch klassische Manipulation praktisch irrelevant wird.
• Abnutzung im Betrieb Verschleiß betrifft hauptsächlich: Batteriekontakte und Elektronik, die elektromagnetische Kupplung, die Mechanik der Knaufsteuerung, das Transponderschlüsselsystem bei älteren Varianten. Mit Abnutzung steigt eher die Wahrscheinlichkeit für Funktionsstörungen, nicht für Manipulationschancen.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen des Beschlags oder Türrahmens, mechanische Gewalt am Knauf, Winkelschleifer/Meißel/Schlagwerkzeuge, Herausbrechen oder komplettes Ziehen des Zylinders.
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren oder Zerstören der Knauf-Elektronik, Fräsen des Zylinders bei fehlendem Schutzbeschlag, physischer Zugriff auf die Kupplungseinheit nach Beschlagzerstörung, Unterbrechen der Energieversorgung durch Beschädigung des Knaufs.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Kopieren alter, unverschlüsselter Transponder-Generationen (tendenziell theoretisch, praktisch selten), Replay-Angriffe bei ganz frühen Modellen, Störsignale zur Beeinflussung des Lesers (meist wirkungslos), klassische Pickingmethoden völlig irrelevant.

Erkenntnisse
Das SimonsVoss-System 3060 war 1997 eine der wichtigsten Entwicklungen der modernen Zutrittskontrolle. Voss und Meyerle schufen ein Schließsystem, das:
- vollständig kabellos
- batteriegespeist
- digital verwaltbar
- extrem manipulationsresistent
- mechanisch zuverlässiger als viele Vorgänger war
Schwachstellen liegen nicht in der Technologie selbst, sondern in:
- zerstörerischen Angriffen
- mangelnder Tür- oder Beschlagsicherheit
- alternden Elektronikkomponenten
Als Meilenstein gilt das 3060-System bis heute, und bildet die technische Basis sowohl für moderne digitale Zylindersysteme als auch für Smart-Building-Architekturen weltweit.

Kwikset (1998)

Bezeichnung: Fernzugangsschlosssystem
Erfinder: Kwikset, ein US-amerikanischer Hersteller von Türschlössern und Sicherheitsprodukten. Kwikset brachte 1998 eines der ersten Fernzugangsschlosssysteme auf den Markt – ein früher Vorläufer moderner Smart-Locks. Im Gegensatz zu klassischen mechanischen oder mechatronischen Zylindern setzte Kwikset erstmals auf Fernbedienung und Funksignale, um Türen zu verriegeln oder zu entriegeln. Das System basierte auf: einer kabellosen Fernbedienung, die per Funk ein autorisiertes Signal sendet, einem elektrischen Motor im Schloss, der den Riegel bewegt, einer Steuerplatine, die das Funksignal überprüft und den Motor freigibt, einer Notmechanik, die weiterhin per Schlüssel bedienbar war. Diese Konstruktion war ein Meilenstein, weil sie erstmals private Wohngebäude mit technischer Fernöffnung ausstattete – lange bevor Smart-Home-Lösungen verbreitet waren. Kwikset kombinierte Komfort (Fernöffnung) mit mechanischer Basissicherheit.

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
Kwiksets frühere Fernzugangssysteme gelten als direkte Vorläufer moderner Smart-Locks. Nachfolger bzw. Weiterentwicklungen:
- Kwikset SmartCode-Serie
- Kwikset Kevo (Bluetooth)
- Kwikset Halo (WLAN)
- Z-Wave- und ZigBee-kompatible Modelle
- moderne Motorlocks mit App- und Cloud-Anbindung
Das 1998er Fernzugangssystem war ein entscheidender Schritt Richtung heutiger vernetzter Zutrittslösungen.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Frühe Funkschlösser hatten typische Toleranzen: unterschiedliche Funkempfindlichkeit, variierende Frequenzabschirmung, Ungenauigkeiten bei der Motorpositionierung, leichte Fertigungsabweichungen bei der Riegelmechanik. Diese Abweichungen führten eher zu Funktionsproblemen als zu Manipulationschancen – sicherheitskritisch waren sie selten.
• Mechanisches Feedback Da der Riegel elektrisch bewegt wird, sind klassische Manipulationssignale kaum vorhanden: kein brauchbares Kernspiel, kein Setzfeedback wie bei Stiftsystemen, nur ein hörbares Motorgeräusch beim Öffnen. Angreifer konnten daraus keine codierten Informationen ableiten. Ohne elektronisches Signal blieb das Schloss mechanisch blockiert.
• Abnutzung im Betrieb Typische Verschleißstellen: Motorlager, Getriebeachsen, Batterie- und Elektronikkontakte, Funkempfangsmodul. Mit zunehmendem Alter traten häufiger Fehlfunktionen auf, aber die Mechanik wurde dadurch nicht leichter manipulierbar.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Aufbrechen der Tür oder des Rahmens Winkelschleifer, Brechstangen, Meißel Aufbrechen oder Herausreißen des Motorblocks
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Öffnen des Gehäuses und Manipulation der Elektronik Kurzschließen der Motorsteuerung Fräsen des Riegelbereichs Batteriemanipulation zur Störung des Systems
Geringes Risiko: Feinmanipulation / Funkangriffe: Replay-Angriffe (bei frühen, unverschlüsselten Funksystemen möglich) Kopieren einfacher Funkschlüssel leichte Störsignalbeeinflussung klassische Pickversuche am mechanischen Notzylinder (modellabhängig)

Erkenntnisse
Kwikset legte 1998 mit seinem Fernzugangsschlosssystem den Grundstein für die moderne Smart-Lock-Technologie. Zum ersten Mal wurde der Schließvorgang drahtlos gesteuert, während eine mechanische Notöffnung weiterhin möglich blieb. Die Stärken:
- hoher Bedienkomfort
- frühe Form drahtloser Zutrittskontrolle
- Kombination aus Elektronik + Mechanik
Die Schwächen:
- frühe Funkprotokolle teilweise unverschlüsselt
- anfällig gegen Materialangriffe auf Motor/Mechanik
- stark abhängig vom Zustand der Elektronik
Trotz dieser Limitierungen war Kwiksets System ein technologischer Pionier und Wegbereiter für vernetzte Zutrittslösungen, wie sie heute weltweit verbreitet sind.

Winkhaus (1999)

Bezeichnung: Winkhaus Schließsystem BlueChip
Erfinder:Winkhaus führte 1999 das BlueChip-System ein – ein elektronisches Schließsystem, das auf berührungsloser Transpondertechnik basiert und gleichzeitig kompakt genug war, um in einen normalen Profilzylinder integriert zu werden. BlueChip war eines der ersten massentauglichen, elektronischen Schließsysteme, das sich komplett offline, kabellos und ohne Motorzylinder betreiben ließ. Das System basierte auf:
- einem kontaktlosen Transponder, der seine Identität per Funk übermittelt
- einer im Zylinder integrierten Antenne + Auswerteeinheit
- einer elektromechanischen Kupplung, die nur bei gültigem Transponder freigegeben wird
- einem klassischen mechanischen Zylinderkern, der nach Freigabe normal bedient wird
Das Besondere: BlueChip kombinierte die Flexibilität elektronischer Berechtigungen mit der Zuverlässigkeit mechanischer Zylinder, und war deutlich robuster als viele frühere Systeme.
Es war geeignet für:
- kleine und große Schließanlagen
- Wohnkomplexe
- Firmen- und Verwaltungsgebäude
- Bereichszutritt mit wechselnden Berechtigungen

Aktuelle Schlösser dieses Typs 
BlueChip war ein Grundstein für viele moderne Winkhaus-Systeme und ist in verschiedenen Weiterentwicklungen bis heute im Einsatz. Nachfolger / moderne Linien:
- Winkhaus BlueSmart
- Winkhaus BlueCompact
- Weiterentwickelte Transponder-Schließzylinder im Profilsystem
- hybride Offline-/Online-Schließanlagen über Gateway-Anbindung
Das „BlueChip-Prinzip“ – Transponder autorisiert, Kupplung gibt frei – ist bis heute eines der zentralen Zutrittskonzepte von Winkhaus.

Lockpicking
• Ausnutzung von Fertigungstoleranzen
Beim BlueChip-System gab es toleranzbedingt geringe Schwankungen: Reichweite des Transponders, Position der Antennenspule, kleine Spielräume in der elektromechanischen Kupplung, unterschiedliche Reaktionszeiten der Elektronik. Diese Streuungen führten selten zu sicherheitskritischen Effekten – eher zu Erkennungsproblemen oder verzögerten Freigaben.
• Mechanisches Feedback BlueChip blockierte den Zylinderkern vollständig, bis eine gültige Transponderkennung erkannt wurde. Dadurch gab es: keine Setzpunkte, kein Kernkipp-Spiel, kein klassisches Pick-Feedback. Mechanische Manipulation war daher praktisch wirkungslos.
• Abnutzung im Betrieb BlueChip zeigte typische Doppelverschleiß-Effekte elektronischer/mechanischer Hybridzylinder: Kontakt- oder Spulenalterung, abgenutzte Kupplungsmechanik, Verschleiß des mechanischen Kerns, Batterieverschleiß bei verwandten Systemkomponenten (je nach Version). Abnutzung erhöhte eher die Störanfälligkeit – nicht die Manipulierbarkeit.

Risiko/Sicherheit
Höchstes Risiko: Zerstörende Angriffe: Tür-Aufbrechen Angriff auf Beschlag oder Rahmen Herausbrechen oder Ziehen des Zylinders Einsatz von Winkelschleifer, Meißel oder schwerem Werkzeug
Mittleres Risiko: Gezielte teilzerstörende Angriffe: Aufbohren der Elektronikfront (bei frühen Modellen möglich), Entfernen des Lesemoduls, Fräsen der Zylinderfront bei fehlendem Schutzbeschlag, erzwungener Zugriff auf die Kupplung nach mechanischer Zerstörung.
Geringes Risiko: Feinmanipulation / elektronische Angriffe: Transponderkopie (bei sehr frühen, einfach codierten BlueChip-Versionen theoretisch möglich), Replay-Angriffe bei frühen Protokollen, Störsignalbeeinflussung, klassische mechanische Manipulation praktisch unmöglich.

Erkenntnisse
Winkhaus BlueChip war 1999 eines der ersten wirklich praxistauglichen, elektronischen Schließsysteme im Profilzylinderformat. Es kombinierte Eleganz, Einfachheit und Zuverlässigkeit und bot einen hohen Manipulationsschutz bei gleichzeitig flexibler Verwaltungsstruktur.
Seine Stärken:
- kontaktlose Transpondertechnik
- robuste elektromechanische Kupplung
- sofortige Sperrbarkeit verlorener Transponder
- deutliche Manipulationsresistenz
Seine Schwächen: wie bei allen Zylindern: Angriff auf Tür/Beschlag, frühe elektronische Systeme teilweise ohne starke Kryptografie, Materialangriffe weiterhin möglich. BlueChip gehört zu den prägenden Systemen moderner elektronischer Zutrittskontrolle und war entscheidend für die heutige Produktlinie von Winkhaus.

ab 1999

Ab 1999 beschleunigte sich die Entwicklung spürbar. Mechanik blieb wichtig, aber Elektronik übernahm immer mehr die Oberhand. Funktechnik, Transponder, digitale Schließsysteme, vieles davon war zunächst nur in Spezialbereichen zu finden, heute ist es schon oft Standard. 

Was sich in dieser Zeit besonders herauskristallisiert hat: Die stärksten Fortschritte gab es nicht im klassischen Türzylinder, sondern im Kfz-Bereich. Autos wurden früher über rohe Gewalt geöffnet. Heute sprechen wir über Rolling Codes, verschlüsselte Signale und Angriffsszenarien, die eher nach IT-Security klingen als nach Schlossöffnung. Der Sprung ist enorm, und ich glaube, er wird noch viel größer. Für die nächsten Jahre sehe ich drei klare Linien.

Erstens: Mechanik bleibt, aber sie wird zunehmend in den Hintergrund gedrängt.
Zweitens: Fahrzeuge treiben die Innovation weiter, weil hier der wirtschaftliche Druck am höchsten ist.
Drittens: Angriffe werden digitaler, also müssen auch die Abwehrmechanismen stärker aus der IT kommen. 

Die Branche steht an einem Punkt, an dem das Schloss nicht mehr nur ein Schloss ist, sondern ein System. Und genau da wird es spannend – weil wir erst am Anfang stehen.

Über den Autor

Lars Buchwald ist seit 2006 ein fester Bestandteil des Multipick-Teams, wo er sich mit Leidenschaft und Kompetenz dem Marketing und der Grafik widmet. Als ausgebildeter Grafiker und Werbetexter bringt er eine Fülle von Erfahrungen und Kreativität in seine Arbeit ein, die es ihm ermöglicht, die Botschaften der genialen Werkzeuge auf ansprechende und überzeugende Weise zu vermitteln. Mit einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der Zielgruppe lenkt er die Geschicke im Marketing von Multipick. Sein Einsatz ist geprägt von einem hohen Maß an Sensibilität und dem richtigen Riecher zur rechten Zeit.

Als waschechter Bonner ist Lars nicht nur mit der Region eng verbunden, sondern hat auch seine Leidenschaft für die Vermarktung von Sperrwerkzeugen fest in sein berufliches Wirken integriert. Seine Verbundenheit mit der Stadt spiegelt sich in seiner Arbeit wider und verleiht seinen Marketingkampagnen eine authentische, Bonner Note.

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2. Warum dauern Entwicklungsprozesse manchmal so lange?

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Eine große. Viele Durchbrüche entstehen, weil Anwender uns ehrlich sagen, was funktioniert und was nicht. Feuerwehrleute, Schlüsseldienste, Behörden und erfahrene Picker zeigen Schwachstellen, die im Labor niemals auffallen würden. Dieses praxisnahe Wissen prägt Form, Material und Funktionsprinzept unserer Werkzeuge.

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